Eine kleine Auszeit

Nachdem ich mein Herz an Indonesien verloren hatte, war es für Malaysia zugegebenermaßen nicht ganz leicht mich in seinen Bann zu ziehen.
Malaysia ist unglaublich vielfältig, aber allzu viele Überraschungen oder Neuheiten hielt es nicht für uns parat. Das lag sicherlich daran, dass es zum einen als "westlichstes" Land Südostasiens gilt (Singapur ausgeschlossen) und wir zum anderen auch schon eine ganze Menge erlebt haben.
Aber eigentlich kam uns das gerade recht: wir konnten uns ohne schlechtes Gewissen mal eine Pause vom täglichen Entdecken gönnen um wieder ausreichend aufnahmefähig für die letzte Destination unserer Reise zu sein.
Aus diesem einfachen Grund gibt es über die vergangenen fünf Wochen hier auch nicht sooo viel zu berichten.


Unter mir zogen tausende winzige Lichtpunkte vorbei, als wir kurz vor 21 Uhr zum Landeanflug in Kuala Lumpur ansetzten.
Wir warteten 50 Minuten am Busterminal, von wo wir nochmal anderthalb Stunden bis in die Stadt benötigten. Es war schon halb zwei als wir Chinatown erreichten und bis auf ein paar schlafenden Obdachlosen waren die Straßen verlassen. Nur die Kakerlaken und Ratten der Stadt nahmen uns zur späten Stunde noch in Empfang. Nach 15 Minuten Fußweg erreichten wir das Hostel, checkten ein und legten uns sofort schlafen. 

Wir blieben zwei Tage in Malaysias Hauptstadt, bereiteten eine grobe Route durch das Land vor, gingen shoppen und genossen das Leben zurück in der Zivilisation. 
Obsteinkauf
Danach zog es uns aber wieder in die Natur, genauer gesagt in die Cameron Highlands. 







50 Shades of Green: Tee so weit das Auge reicht

Übrigens war an diesen Tagen Ostern zu Hause, doch anstatt Eiern fanden wir leider nur Bettwanzen in allen drei Unterkünften Tanah Ratas... Weniger schön!

Danach war das "bunte Kolonialstil-Städtchen" Georgetown auf der Insel Penang an der Reihe. Doch als wir mit der Fähre übersetzten, erkannten wir, dass es sich bei Georgetown keinesfalls um eine romantische Kleinstadt handelte. Ganz im Gegenteil: dutzende Hochhäuser ragten hinter der Strandpromenade in die Höhe, eins moderner als das andere... So hatten wir uns das nicht vorgestellt!

Bei einem Rundgang durch den historischen Stadtkern entdeckten wir das charmante Flair Georgetowns allerdings doch noch. Prächtige Moscheen, Kirchen, chinesische Pagoden, indische Tempel, bunte Streetart, hübsche Kolonialhäuser und enge Gassen bestimmen das Stadtbild... So schön!


















Von der Stadt unternahmen wir Ausflüge zum größten buddhistischen Tempel Malaysias, Penang Hill und dem Nationalpark im Norden der Insel. 
Kek Lok Temple - Tempel des höchsten Glücks




Penang Hill mit Blick auf die Großstadt am Meer


Wandern im Nationalpark...



...mit einem hübschen Strand zum Ziel

Danach hüpften wir auf die nächste Insel: Langkawi. Mit einer Größe von knapp 480 Quadratkilometern ließ sie sich bestens mit dem Roller erkunden und einige sehenswerte Plätze ausfindig machen. 



Hoch hinaus mit einer der steilsten Seilbahnen der Welt


Die Inseln im Hintergrund gehören schon nicht mehr zu Malaysia...



Zunächst noch heiter Sonnenschein, im nächsten Moment von Wolken verschluckt



Langkawi ist die nördlichste Insel Malaysias, sodass man sogar schon die ersten thailändischen Inseln des Tarutao Nationalparks sieht. Zufällig gehört dieser und die davor liegende Insel Koh Lipe zu den Orten in Thailand, die wir vor ein paar Monaten nicht geschafft hatten. 
Zeit, dies nachzuholen...
Zurück nach TH
Für eine Woche setzten wir uns noch einmal nach Thailand ab und genossen die Sonne, gute Kokosnüsse, Massagen und Pad Thai.





Zurück in Malaysia mussten wir uns entscheiden: Welche Insel besuchen wir als nächstes? Vor der Ostküste warteten zahlreiche Trauminseln... die aber waren entweder unbewohnt oder schlichtweg zu teuer für Normalsterbliche.
Übrig blieben im Grunde noch die zwei Perhentian Islands.
Kecil, die kleine, angeblich überlaufene und vermüllte Backpackerinsel.
Besar, die große, exklusive und das Ziel der Leute mit dickerem Geldbeutel.

Wir wollten uns ein eigenes Bild machen und besuchten einfach beides. Auch, weil wir den verführerischen Bildern im Internet einfach nicht wiederstehen konnten.
Nach mehreren Stunden Recherchearbeit hatten wir immerhin verfügbare Unterkünfte gefunden, womit nur noch eine Frage offen blieb.
Wie kamen wir so schnell von einer Insel der Ostküste zu einer 550 Kilometer entfernten Insel vor der Westküste?
Um diese Frage zu beantworten mussten wir zunächst einmal 1,5 Kilometer in der prallen Sonne zur Stadt laufen, wir wohnten nämlich aufgrund einiger ungünstiger Umstände weit außerhalb. An der Hauptstraße klapperten wir eine Handvoll Touristeninformationen ab, bis wir erfolgreich waren und sogar noch einen Bus für die kommende Nacht ergatterten. Von da an musste alles ganz fix gehen: Proviant einkaufen, zurück flitzen, duschen, Rucksack packen, bevor wir auch schon abgeholt und zum Hafen gefahren wurden. Nach ewiger Wartezeit brachte uns eine Fähre zum Festland nach Kuala Perlis, von wo später der besagte Nachtbus Richtung Westen startete.
Am Morgen legte unser Speedboot von Kuala Besut ab und steuerte in den Terengganu Nationalpark. Eine Stunde später hüpften wir in der Flora Bay von Board - benannt nach dem Resort, in welchem wir nächtigten. Hinter dem blumigen Namen verbarg sich jedoch nichts weiter als ein abgewohntes, haariges Bungalow für schlappe 28 Euro (sonst bezahlen wir für eine Übernachtung durchschnittlich 10-12€). Doch wir nahmen das alles auf uns, um das angekündigte Paradies zu finden.

Leider befand sich das Ziel unserer Begierde genau auf der anderen Seite der Insel, nur per Wassertaxi oder verwachsenen Dschungelpfad erreichbar.
Zwar hatte ich in den schlaflosen Stunden im Bus schon in der Vorstellung geschwelgt, bald an einem schattigen Plätzchen am Strand zu schlummern, doch nun war ich schlichtweg zu geizig für den Touritransport. Und schließlich mussten wir auch Geld sparen, nun, da wir in einem Resort außerhalb unseres Budgets verkehrten.

Die Wanderung wurde anstrengend und schweißtreibend. Riesige Bananenblätter, Schlingpflanzen, Bäche, Mückenschwärme, umgefallene Baumstämme, übergroße Wurzeln und Felsbrocken erschwerten uns den Weg durch das Dickicht. Als sich das Grün jedoch lichtete, waren wir tatsächlich im Himmel.




Kristall klares Wasser an einem menschenarmen, puderfeinen Strand
 Definitiv unter den Top 3 Stränden unserer Reise!

Am nächsten Morgen wollten wir Schnorcheln, denn die Perhentian Islands sind bekannt für eine ausgezeichnete Unterwasserwelt. Als wir uns das Equipment in der Tauchschule nebenan ausleihen wollten, fragten wir nach dem nicht weit entfernten Shark Point. Natürlich hätten wir auch an einer der vielen Schnorcheltrips teilnehmen können, aber auf Touren dieser Art hatten wir beide keine Lust.
Eine Taucherin hörte von unseren Erkundigungen und bot an, uns mit dem Boot der kleinen Tauchergruppe mitzunehmen. Da konnten wir nicht nein sagen!
Wir schwammen entlang des flachen Ufers, fanden Nemo, Chinesen und ein halbes Dutzend Riffhaie.







Nach über einer Stunde ging es zurück ans Ufer, aber die lieben Taucher luden uns nach dem Mittagessen zu einem weiteren Tauch- und Schnorchelstopp vor der anderen Insel ein. Hier entdeckte ich einen weiteren Riffhai und große gelbe Drückerfische...

Als wir Irwan auf der Fähre nach Flores kennengelernt hatten, war eines unserer Gesprächsthemen natürlich auch das Tauchen. Damals versicherte er uns Skeptikern, dass Riffhaie absolut harmlos seien und nie aus freien Stücken einen Menschen angreifen würden. Wir hatten dann gefragt, ob andere Gefahren in der Gewässern hier lauern, woraufhin er überlegt und "Triggerfish" geantwortet hatte. 
"They can be aggressive and bite your toes. One time a triggerfish attacked me and bit into my fin. It came off and disappeared with the triggerfish."
Grinsend zeigte er uns daraufhin die Bilder des sogenannten Drückerfisches, die sich sofort präventiv in mein Gedächtnis einbrannten.
Die ZÄHNE!!!! (Google)
Ich benötigte dementsprechend nur Sekunden, um das gelbe Meerestier vor meinen Augen zu identifizieren. Ich verdrückte mich so schnell ich nur konnte und warnte Krissi vor dem Ungeheuer (auch wenn die in Wahrheit gar nicht mal soooo brutal sind, mit den Zähnen wollte ich keinesfalls Bekanntschaft machen).

Am dritten Tag auf den Perhentian Islands war Umzug angesagt. Nach zwei Nächten verließen wir das Haar-Bungalow und setzten auf Kecil über. Aber nicht bevor wir noch das Tageslicht am Traumstrand nutzten...

Eins der Eichhörnchen leistet uns Gesellschaft bei der Mittagspause...

Auch in Malaysia gibt es (kleine) Warane 

Erst am späten Nachmittag brachte uns ein Schnellboot hinüber zur Südbucht ins Mari-Mari. Ich hatte im Internet nur wenige Sätze von diesem Ort gelesen und trotzdem gewusst, wie sehr es uns hier gefallen würde. Ich sollte Recht behalten: hohe Palmen schmückten einen goldgelben Sandstrand, im Grünen versteckt standen ein paar individuelle und liebevoll verzierte Holzbungalows. Die pausenlos geöffnete Fensterluke ermöglichte uns den Blick auf das wenige Schritte entfernte Meer vom Bett aus.
Die spezielle Atmosphäre an diesem Platz lässt sich nur schwer bbeschreiben, aber es war einfach perfekt für uns. Selten hatten wir uns an einem Ort so wohl gefühlt wie hier im Mari-Mari.

Dusche unter freiem Himmel mit Blick auf den türkisen Ozean, pausenloses Meeresrauschen und das Rascheln der Palmenblätter
Für diese Perle erteilten wir allen weiteren Sehenswürdigkeiten des Landes eine Abfuhr und blieben die restlichen Tage einfach hier.

Am 10. Mai mussten wir aber leider gehen und warteten an der Haltestelle auf die Nachmittagsfähre...
Haltestelle auf dem Wasser
 


Auf dem Festland harrten wir bis zum Abend aus, denn erst um 21 Uhr ging der Bus zurück in die Hauptstadt. Die Fahrt verzögerte sich durch eine Panne und wir stiegen erst kurz vor fünf Uhr am gigantischen Busbahnhof in Kuala Lumpur aus. Wir suchten uns zunächst ein paar freie Sitzplätze und warteten, bis es hell wurde und die Stadt langsam zum Leben erwachte. Derweil suchten wir im Internet schon mal nach einer Bleibe.
Das stellte sich relativ schwierig heraus, da die meisten Unterkünfte in unserer Preisklasse schäbige Absteigen waren (genau wie unsere erste in Kuala Lumpur). Schließlich fanden wir ein weniger schlimmes Hostel und zogen aus Mangel an Alternativen ein. 
Am Nachmittag gingen wir zur nahe gelegenen Bahnhaltestelle, wo wir eine ganze Weile auf unseren guten Freund Irwan aus Indonesien warteten. Wir hatten unsere Zeit in Malaysia nämlich so geplant, dass wir ihn bei seinem Kurztrip in die Hauptstadt treffen können. Wir schlenderten ein wenig durch Chinatown, tauschten Neuigkeiten aus und besuchten das Wahrzeichen KLs, die Petronas​ Twin Towers. 

Am nächsten Morgen trafen wir uns mit Irwan nach dem Frühstück, um ihn zur Tauchmesse zu begleiten.


Abends hatten wir drei aber noch etwas Besonderes vor und das Ziel dafür war eines der größten Einkaufszentren der Welt...  

Wir fuhren mit einer mehr als rappelvollen Stadtbahn zur Mall und ich schüttelte missbilligend den Kopf, als sich bei jeder Station noch mehr Menschen in den offensichtlich überfüllten Zug zwängten. Plötzlich krachte und knallte etwas in unserem Waggon, sodass sogar kleine Erschütterungen zu spüren waren. Jedem stand die Panik ins Gesicht geschrieben, als "Slow down! SLOW DOOOOWN"-Rufe immer lauter wurden. Wenige Momente später erreichten wir zum Glück die nächste Station, wo jedoch abermals Dutzende einsteigen wollten. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit (in Wirklichkeit wohl nur ein paar Sekunden) bis die Türen sich endlich öffneten und alle heraus strömten. Als sich der Wagen leerte, sahen wir, dass sich mittlerweile dichter Qualm gebildet hatte und den Geruch von verbranntem Gummi verbreitete. Draußen waren bereits Polizisten, die die Situation sofort unter Kontrolle brachten und die Station absperrten. Im Endeffekt ist niemandem etwas passiert, aber ein kleiner Schockmoment war es trotzdem. Puh!

Zufälligerweise befanden wir uns nun genau an der richtigen Haltestelle und bahnten uns den Weg in das Einkaufszentrum, denn darin befand sich neben unzähligen Geschäften auch eine Achterbahn...

Unser letzer Tag in Malaysia brach an und wir zogen mit Irwan in ein 4-Sterne Hotel mit Blick auf die Skyline von KL. 
Wie wir uns das leisten konnten?
Gar nicht, um ehrlich zu sein. 
Aber Irwan hatte da so seine Mittelchen...

Morgens ließen wir uns mit dem Taxi an den Rand der Stadt bringen, wo uns ein Hotelpage die Autotüren öffnete und unsere Rucksäcke auf eine goldene Gepäckbare lud.
"Hello Sir, I'm a friend of Mister Jack." grinste Irwan und platzierte sich auf einen Sessel in der Hotellobby, als wäre es sein zweites zu Hause.
"Ahh... Mr Jack." lächelte der Page zurück. 

Mr Jack war der Big Boss und ein guter Freund Irwans, der uns ein Zimmer in seinem eigentlich ausgebuchten Luxushotel bereitstellte. Er war allerdings gerade noch im Flieger von Hong Kong nach Malaysia, weshalb wir ihn erst am Abend kennenlernen durften. 
Allerdings trafen wir in der Lobby andere Freunde von Irwan, die ebenfalls überaus gastfreundlich waren. Nach dem gemeinsamen Frühstück setzten wir uns an den Infinitypool der Dachterrasse, genossen den Ausblick und redeten über alles mögliche. Als deutsche Staatsbürger kamen wir natürlich nicht umhin, ein Bierchen (es war noch nicht einmal Mittag) mit unseren neuen Freunden zu trinken. 


Am Abend stieß der große Mr Jack zu uns und lud zur Feier des Tages alle zum Dinner in einem japanischen Restaurant ein, wo wir jeeeeede Menge Spaß hatten und ich unter anderem das teuerste Rindfleisch der Welt kosten durfte. Was für ein toller Abschlussabend in Malaysia! 

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