Ab in den Süden!

Die Busfahrt zog sich hin und mir ging es aufgrund einer Grippe von Stunde zu Stunde schlechter. Wenigstens waren die Busse halbwegs bequem, denn die Sitze ließen sich seeeeehr weit in Rückenlage klappen. Und Decken gab es auch. Ich war gerade eingenickt, als mich eine ebenso verschlafene Krissi antippte.
"Wir müssen raus. Jetzt!"
"Jetzt? Hier? Auf der Straße???"
Die Bus-Stewardess plärrte etwas auf thailändisch und bedeutete uns (und auch nur uns), auszusteigen. In nicht einmal einer Minute hatten wir alle Sachen zusammen gesucht, Turnschuhe angezogen, die Rucksäcke in den Armen und standen an einer Autobahn irgendwo vor Bangkok. Es war halb vier morgens. Doch wir waren nicht alleine, denn in Sekundenschnelle hatten sich aufdringliche Taxifahrer um uns gescharrt, die uns unaufhörlich viel zu hohe Preise für den Flughafentransfer zuriefen.
Wir ergriffen die Flucht und suchten etwas abseits selber einen Fahrer aus. Zu unserem Preis.
Nach viereinhalb Stunden am Terminal durften wir dann endlich in das Flugzeug nach Krabi einsteigen und noch bevor alle Leute auf ihren Sitzen Platz genommen hatten, war ich eingeschlafen.
Krabi. Ein Ort, von dem ich schon viel in Reisezeitschriften oder im Internet gehört hatte. Wunderschön, am indischen Ozean, mit breiten Sandstränden und vielen Touristen. Krabi Town, wie wir es erlebten, war das komplette Gegenteil: eine unansehnliche graue Stadt, nicht am Meer, sondern an einem braunen, breiten Fluss.
Außerdem waren wir so ziemlich die einzigen Touristen weit und breit. Uns beschlich das Gefühl, am falschen Ort zu sein. Später fanden wir heraus, dass mit dem vermeintlichen Krabi die Provinz oder das Küstenstädtchen Ao Nang gemeint ist. Und nicht etwa Krabi Town, in der wir uns befanden. Somit verbrachten wir einen Tag in Ao Nang, bevor wir das Festland in Richtung Koh Lanta verließen.

Unsere Fähre tuckerte vom Pier in Zeitlupe aus dem braunen Fluss ins Meer hinaus und wir genossen die mehrstündige Fahrtzeit an Deck.
Als wir bei unserem Bungalow ankamen, sagten wir dem Manager unsere Namen und dass wir hier für ein paar Nächte gebucht hätten. Er nickte lächelnd.
"Okay here is your loom. Can you dlive? Scooter? Here are the keys for loom and Scooter. Bye see you later"
Wir hielten unseren flüchtenden Vermieter auf und fragten, wann wir bezahlen sollen, denn üblicherweise bezahlt man hier vorab und muss seinen Pass zeigen. Oder wenigstens die Buchungsbestätigung. Er winkte grinsend ab. Later, later.
Ich wunderte mich ein wenig über ihn, aber als er mir später am Abend Gras anbot, wusste ich woher der Wind weht. Wenn es nur mal in Deutschland so entspannt zugehen würde...
Mit dem kostenlos bereitgestellten Moped machten wir von da an die gesamte Insel unsicher. Den ersten Abend verbrachten wir an einem weiten Strand bis zum Sonnenuntergang.
Klong Khong Beach

Am Mittwoch düsten wir mit dem Roller die Küste entlang, solange, bis uns ein Strandabschnitt gefiel. Rechts das Meer, links erstreckte sich der dichte Regenwald auf bergiger Landschaft. Und zwischendurch eine Gruppe Affen auf der Straße. Perfekt!
Wir verbrachten den halben Tag am postkartenreifen Sandstrand, bevor wir uns auf der Suche nach Essen zurück in die Zivilisation begaben. Später bogen wir ins Inselinnere ab, vorbei an Kautschukwäldern, angelegten Teichen, ein paar Häusern und Fussballplätzen, erkundeten wir die Gegend bis es dunkel wurde.
Krissi auf unserem geschätzten Scoopy
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, regnete es heftig und Krissi fühlte sich genauso krank wie zuvor. Weder der starke Monsunregen noch Krissis Befindlichkeit besserten sich in den folgenden Tagen, weshalb wir die gesamte Zeit in und bei unserer Unterkunft blieben.
Als Sonntag der Regen aufhörte, fuhren wir (Krissi zuliebe😚) gegen Nachmittag zum Tierheim Lanta Animal Welfare. Dort werden Hunde und Katzen der Insel geimpft, kastriert und gepflegt, damit sie hoffentlich von den einen oder anderen Touristen adoptiert werden und ein neues zu Hause finden. Außerdem ist es möglich, mit den Hunden Gassi zu gehen, was sich eine Krissi natürlich nicht zweimal sagen lässt. Wir bekamen eine junge Hündin, mit der wir durch ein Waldgrundstück mit viiiiiieeelen Affen spazierten.
Krissi und Nessie 
Auf unserem Nachhauseweg entdeckten wir einen tollen Strandabschnitt, der geradezu zum Baden bei Sonnenuntergang einlud. Da wir jedoch keine Badesachen dabei hatten (und Nacktbaden in Thailand sehr unhöflich ist), schwangen wir uns in Windeseile auf das Moped und rasten zu unserem Bungalow. Dort angekommen, warfen wir uns in Lichtgeschwindigkeit in unsere Bikinis, ehe wir wieder zurück donnerten, um auch ja noch ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen.
Wir schafften es und wurden mit schönem Abendlicht belohnt...

Das Wetter blieb auch am Montag halbwegs stabil und wir fuhren zur Westküste der Insel, wo sich Lanta Old City befindet. Dort frühstückten wir und bummelten ein wenig durch die alte Handelsstadt.





Anschließend erkundeten wir die touristisch vollkommen unerschlossene Zwillingsinsel Koh Lanta Noi.
Dschungelstraßen sind die besten Straßen

Die Verbindungbrücke zwischen den Zwillingsinseln Koh Lanta Yai & Koh Lanta Noi



An unserem letzten Tag auf der Insel machten wir eine 4-Islands-Tour, die wir vorher bei unserem Bungalowmanager gebucht hatten. Auf die erneute Frage nach der Bezahlung schüttelte er abermals den Kopf. Later, later. Der Typ wollte unser Geld partout nicht haben.
Mit vielen anderen Touristen wurden wir am Morgen auf mehrere Longtailboote verteilt. Es regnete zwar nicht mehr, aber der Himmel war stark bewölkt und die Wellen hoch. Keine fünf Minuten auf das Meer hinaus geschippert, als die Leute im vorderen Bereich des Bootes bereits komplett durchnässt waren. Das Salzwasser preschte nur so in unsere kleine Nussschale und wir saßen hinten nicht mehr als eine Hand breit über dem unruhigen Meer. Ich hatte das Gefühl jeden Augenblick umzukippen und sah mir unseren Steuermann an. Er schaute jedenfalls nicht sehr verunsichert aus. Vielleicht muss ich ja doch nicht sterben. Dann bemerkte ich jedoch, dass er Trikot und Hose von zwei unterschiedlichen (konkurrierenden) Fusballvereinen trug und mein Vertrauen war dahin.
Nach circa einer Stunde, also als ich schon mit meinem Leben abgeschlossen hatte, näherten wir uns der Insel Koh Cheok, wo wir in glasklarem und ruhigem Wasser einen Schnorchelstopp einlegten. Wir sahen einige bunte Fische und eine Menge Seeigel, die größer als mein Kopf waren.


Danach ging es für uns weiter mit dem Boot. Die Crewmitglieder hielten jedem von uns eine Rettungsweste entgegen und befahlen, diese jetzt anzuziehen. Na, das kam aber reichlich spät!
Doch statt eines gefährlichen Manövers durch die Wellen, fuhren wir langsamer und hielten zwanzig Meter vor der Felswand Koh Mooks. Unser Guide bewaffnete sich mit einer Taschenlampe und es dämmerte mir. Die Piratenhöhle!
Der Eingang lag versteckt im Felshang und ist nur bei Ebbe passierbar. Durch die wenigen Sonnenstrahlen leuchtete das Wasser dort unwirklich blau und das Gestein über unseren Köpfen smaragdgrün.
Eingang der Emerald Cave 



Schon nach wenigen Schwimmzügen sah ich gar nichts mehr. Es war stockfinster und nur ab und zu erkannte man die beeindruckende Höhlendecke durch das aufflackernde Licht des voranrasenden Guides. 50 Meter weiter blitzte uns Tageslicht entgegen und plötzlich fanden wir uns an einem kleinen weißen Sandstrand mit einem klitzekleinen Dschungel wieder, umgeben von riesigen, grün bewachsenen Felsen. Der einzige Eingang in die winzige Lagune war der Wassertunnel, durch den wir gekommen waren. Es war wie im Paradies und hätte original, genauso von einem Filmset stammen können. Kein Wunder, dass Piraten dort früher ihre Schätze und sich selbst versteckt haben.
Höhlenausgang und Paradieseingang
Der flache Tunnel vom Strand aus 
...eingeschlossen im Felskrater
Durch die vielen Touristen aber weitaus weniger abenteuerlich als es noch vor ein paar Jahrzehnten gewesen sein muss...
Unsere dritte Insel war Koh Ma, an deren Riffe wir nochmal schnorcheln konnten. Danach ging es nach Koh Kradan, wo uns außer des Mittagessens ein traumhafter Strand zum Ausruhen erwartete.



Der Rückweg war zum Glück um einiges entspannter (und trockener) als Hin und brachte uns sicher zurück zum Lanta Pier. Bevor wir abends erschöpft in unsere Betten fielen, gaben wir noch unserem Bungalowvermieter Bescheid, dass heute unsere letzte Nacht sein würde. Er grinste. Pay tomorrow, pay later.

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