Die letzten Tage Indonesien: Freundschaft, Reis und das Paradies
Eines verregneten Morgens sprach mich aus dem heiteren Himmel der Vermieter unseres Homestays an.
"Are you leaving today?"
Ich schüttelte den Kopf, eigentlich hatte ich keine Ahnung.
Dennoch sprudelte es "Tomorrow!" aus mir heraus.
Wenige Sekunden später steckte Krissi neugierig ihren Kopf aus der Tür. "Wir fahren morgen? Wohin denn?"
"Äh... Wie wäre es mit Flores?"
Uns blieben noch zehn Tage in Indonesien. Warum also kein spontaner Abenteuertrip zu einer 600 Kilometer entfernten, unentdeckten Insel?
Wir nahmen uns ein paar Stunden Zeit, recherchierten um die Wette und organisierten uns ein Hinweg-Ticket. Was dieses genau beinhaltete, wussten wir nicht ganz genau. Beziehungsweise überhaupt nicht.
Fest stand nur, dass wir irgendwann im Hafen von Labuan Bajo landen sollten.
Den Rest ließen wir einfach auf uns zukommen.
"Are you leaving today?"
Ich schüttelte den Kopf, eigentlich hatte ich keine Ahnung.
Dennoch sprudelte es "Tomorrow!" aus mir heraus.
Wenige Sekunden später steckte Krissi neugierig ihren Kopf aus der Tür. "Wir fahren morgen? Wohin denn?"
"Äh... Wie wäre es mit Flores?"
Uns blieben noch zehn Tage in Indonesien. Warum also kein spontaner Abenteuertrip zu einer 600 Kilometer entfernten, unentdeckten Insel?
Wir nahmen uns ein paar Stunden Zeit, recherchierten um die Wette und organisierten uns ein Hinweg-Ticket. Was dieses genau beinhaltete, wussten wir nicht ganz genau. Beziehungsweise überhaupt nicht.
Fest stand nur, dass wir irgendwann im Hafen von Labuan Bajo landen sollten.
Den Rest ließen wir einfach auf uns zukommen.
Am nächsten Morgen holte uns zumindest ein Privatfahrer ab, drehte seine grauenvolle Technomucke auf volle Pulle und fuhr wie ein Asiate. Nach zwei Stunden setzte er uns in einer unbekannten Stadt ab und raste davon. Ein Indonesier kam, sagte, er wäre gleich zurück und verschwand ebenfalls. Nach einer Viertelstunde tauchte ein Anderer (oder war es der selbe?) auf und meinte, wir sollten ihm folgen.
Was sollte schon schief gehen?
Er führte uns tatsächlich um die Ecke zu unserem Bus. Das Busterminal war (für indonesische Verhältnisse) riesig und ich leitete mir daraus ab, dass wir uns in der Hauptstadt Mataram befinden mussten. Es hieß, Abfahrtszeit wäre in zwei Stunden, woraufhin man uns auf den Sitzbänken im Wartebereich platzierte. Weit und breit waren wir die einzigen Touristen, weshalb es mich nicht wunderte, dass sich prompt ein paar Locals zu uns gesellten und nach unserem Reiseziel fragten.
"Flores? Ohhhhh... Malaria."
Er führte uns tatsächlich um die Ecke zu unserem Bus. Das Busterminal war (für indonesische Verhältnisse) riesig und ich leitete mir daraus ab, dass wir uns in der Hauptstadt Mataram befinden mussten. Es hieß, Abfahrtszeit wäre in zwei Stunden, woraufhin man uns auf den Sitzbänken im Wartebereich platzierte. Weit und breit waren wir die einzigen Touristen, weshalb es mich nicht wunderte, dass sich prompt ein paar Locals zu uns gesellten und nach unserem Reiseziel fragten.
"Flores? Ohhhhh... Malaria."
"Malaria??"
"Yaaaaa, veeery dangerous!
...
...
You need a moskito net.
You have a moskito net?"
Nein. Nicht mehr. Nach drei Monaten der Nutzlosigkeit hatten wir es damals in Vietnam meinen Eltern mit nach Hause gegeben.
...
...
You need a moskito net.
You have a moskito net?"
Nein. Nicht mehr. Nach drei Monaten der Nutzlosigkeit hatten wir es damals in Vietnam meinen Eltern mit nach Hause gegeben.
"Malaria dangerous"
Wiederholte der Mann.
Dann lächelte er freundlich.
Wiederholte der Mann.
Dann lächelte er freundlich.
"Want to buy a moskito net?" fragte er, verpackte Moskitonetze aus der Tasche ziehend.
"No? Don't want?
You'll need medicine.
Want to buy medicine?"
Als wir beides ablehnten, nahm der Mann neben uns Platz, stellte die Verkaufstasche ab und begann, uns ein paar indonesische Sätze beizubringen. ("Einen Kaffee ohne Zucker bitte." oder "Wie geht's?", "Wie heißt du?")
Die Zeit verging nun wie im Fluge und bald holten uns drei Kerle ab, denn der Bus war startklar.
"No? Don't want?
You'll need medicine.
Want to buy medicine?"
Als wir beides ablehnten, nahm der Mann neben uns Platz, stellte die Verkaufstasche ab und begann, uns ein paar indonesische Sätze beizubringen. ("Einen Kaffee ohne Zucker bitte." oder "Wie geht's?", "Wie heißt du?")
Busbahnhof Maumere: hier hängen die Teebeutel von der Decke |
Hatten wir vor dem langen Weg nach Flores noch Angst gehabt, verhungern zu müssen, wurden wir beim Einsteigen schnell eines besseren belehrt:
Snackverkäufer wanderten durch die Sitzreihen, beladen mit Kisten voller Obst, Wasser, Chips, Keksen, Mentos, Colafantasprite, Nüssen, Kaugummis und jede Menge anderen Zwischenmahlzeiten. Kurz vor Abfahrt drängte sich auch noch ein Gitarrenspieler durch die Leute. (Vermutlich sind Asiaten auch die Erfinder der Kaffeefahrt.)
Schätzungsweise waren wir auf dem Weg zum 80 Kilometer entfernten Hafen an der Ostküste, denn wir fuhren eine ganze Weile. Wir parkten dort später auf einer Autofähre und gingen aufs obere Deck, dass sich langsam mit Leuten füllte. Überall waren wieder die "fliegenden Händler" und sogar eine kleine Boyband versuchte, ihr Taschengeld aufzubessern. Im Drunter und Drüber entdeckten wir eine weitere Touristin, die sich mit zu uns setzte.
Schätzungsweise waren wir auf dem Weg zum 80 Kilometer entfernten Hafen an der Ostküste, denn wir fuhren eine ganze Weile. Wir parkten dort später auf einer Autofähre und gingen aufs obere Deck, dass sich langsam mit Leuten füllte. Überall waren wieder die "fliegenden Händler" und sogar eine kleine Boyband versuchte, ihr Taschengeld aufzubessern. Im Drunter und Drüber entdeckten wir eine weitere Touristin, die sich mit zu uns setzte.
Chloe. Sie kam aus Frankreich und zusammen lernten wir den Indonesier Irwan kennen, der ebenfalls neben uns saß.
Als wir alle ein paar Stunden später in die Busse zurück kehrten, stellte ich erleichtert fest, dass ein paar Fahrgäste endgültig ausgestiegen waren und wir somit je einen Doppelsitzer für uns hatten. Ich nickte sofort ein und wurde schon vor Sonnenaufgang wieder aus dem Schlaf gerissen. Wir hatten Bima erreicht. Unser Bus hielt an, spuckte uns samt Rucksäcken aus und rauschte in die Dunkelheit davon. Neben uns stand nun ein kaputt aussehender Minivan, aus dem die Männer "Sapa, Sapa" riefen. Wir stiegen ein.
Krissi schlummerte an meiner Schulter und auch ich war sterbensmüde. Trotzdem konnte ich den Blick einfach nicht von der draußen vorbei ziehenden Landschaft abwenden. Felder, die wie Spinnennetze angelegt waren, wechselten sich ab mit Bächen, schlafenden Dörfern, Bergen und dem Meer.
Kühler Wind wehte mir ins Gesicht, denn wo einst eine Tür gewesen sein musste, klaffte nur ein großes luftiges Loch. Dort lehnte ein Mann und rauchte genüsslich seine Morgenzigarette. Er nickte mir zu, als er meinen Blick bemerkte und ich nickte zurück.
Als wir den Hafen in Sapa erreichten, war es bereits um sieben Uhr und taghell. Der Kleinbus setzte uns aus und wir warteten, bis sich jemand um uns kümmerte.
Kurze Zeit später erschien ein Typ, nahm unsere Ticketvoucher in Augenschein und organisierte die Weiterfahrt mit der Fähre nach Labuan Bajo.
Alles klappte wie am Schnürchen, wir waren sogar die ersten Passagiere an Bord und konnten uns schön großzügig auf den Sitzbänken ausbreiten. Nach und nach wurde es dann voller, die Sonne stieg höher und das Schiff wurde beladen. Aus unerfindlichen Gründen standen wir aber noch ganze vier Stunden im Hafen, bevor das Schiff endlich ablegte.
Inzwischen hatten sich unsere neuen Freunde Irwan und Chloe zu uns gesellt. Stunden vergingen bis endlich unser Ziel in Sichtweite kam. Ich war müde und nach 38 Stunden Unterwegssein nicht gerade motiviert, nun noch zu Fuß nach einer Bleibe zu suchen.
Als hätte Irwan meine Gedanken gelesen, lud er uns drei zu sich nach Hause ein.
Ihm gehört ein winziges Hostel, "a simple place", wie er es nannte. Wirklich einfach, aber wir fühlten uns sofort wohl.
Irwan selbst war wegen seiner Arbeit als Tauchlehrer auf Gili Air fünf Monate nicht zu Hause gewesen und führte sich bei seiner Rückkehr wie eine kleine springende Glückskugel auf. Am Abend lernten wir seine Eltern kennen, bevor fast die halbe Stadt vorbeikam und den "verlorenen Sohn" willkommen hieß.
Den nächsten Tag verbrachten wir mit seinen Freunden "zu Hause" mit Musik hören, Karten spielen, reden und der Planung unseres Trips durch Flores. Zufällig war nämlich jeder der Freunde als Touristenguide oder Tourenplaner tätig.
Im Internet hatte ich bei meiner Recherche von der geheimen Höhle Gua Rangko gelesen. Dort wollte ich unbedingt hin. Leider wusste ich weder wo sie sich befand, noch wie wir hinkommen sollten. Also fragten wir die Experten.
"Ya, Rangko. Dangerous way for you. Spaghetti road."
Irwan machte Wellenbewegungen mit der Hand.
"Up and dooown and up and down, just like spaghetti. Everywhere in Flores."
Nun gut, wozu hatten wir denn jetzt einheimische Freunde, wenn die Straße für uns zu gefährlich war?
Nach ein wenig Überredungskunst saß ich auch schon hinter Irwan auf dem Moped und Krissi bei Rastaman Deden. Als wir uns im hohen Tempo so durch die verschiedensten Fahrzeuge schlängelten, dachte ich, abenteuerlicher könnte es nicht mehr werden. Doch ich täuschte mich, denn kurze Zeit später bogen wir auf einen unasphaltierten Weg ab: breite Löcher, grobes Geröll, Pfützen so tief wie Teiche und Schlamm so rutschig wie Bananenschalen.
Dann begann es zu nieseln.
Nervös gab ich zu, dass die Straße wirklich sehr gefährlich war und wir sehr gerne wieder umkehren können. Irwan ging nicht darauf ein, stattdessen sagte er "Just don't move" als wir gerade wieder einen halsbrecherischen Krater durchfuhren.
Insgegeheim schloss ich bereits (mehrmals) mit meinem gesunden Körper ab. Der Weg war einfach zu viel für mich. Doch schlussendlich tauchte doch noch aus dem Nichts eine Straße auf. Und diese war - bis auf die Tatsache, dass Pflanzen sie bis zur Hälfte zuwucherten - absolut makellos.
Ja, so ist das eben in Asien.
Wir landeten in einem Fischerdorf, hielten an und Irwan redete mit zwei Typen. Dann warteten wir bis ein Kerl uns mit seinem Boot einsackte.
Wie hätten wir das alles nur ohne fremde Hilfe geschafft?
Vermutlich gar nicht, denn spätestens nach dem zweiten metertiefen Schlagloch hätte ich Krissi zum Umkehren gezwungen.
Und in diesem Falle hätten wir niemals gesehen, was sich auf dieser einen Insel im Dschungel verbirgt...
Krissi und ich wären am liebsten noch ewig dort im leuchtend blauen Salzwasser geblieben, aber wir mussten wieder zurück bevor es dunkel wurde, denn Irwan hatte uns alle zum Abendessen bei seiner Großfamilie im Dorf eingeladen.
Nichtsahnend sprangen Irwan und ich schon mal auf's Moped und düsten los, um auf der Straße weiter vorn zu warten. Nach einer ganzen Weile folgten Deden und Krissi uns endlich nach.
Im Schritttempo.
Die beiden hatten einen Platten. Prima.
Krissi blieb nichts anderes übrig, als mit auf unser Moped zu steigen. Nicht die beste Voraussetzung für den Höllenweg aus Schotter und Schlamm, aber was soll's.
Wir klammerten uns aneinander fest und beteten, dass alles gut ging. Mehrmals sah ich uns bereits blutig im Dreck liegen, doch irgendwie schaffte es Irwan, uns sicher durch den heiklen Parkour zu manövrieren. Ich überlebte unbeschadet (aber als nervliches Wrack).
Am Abend fuhren wir zu siebt in Irwans Heimatdorf. Uns erwartete ein richtig traditionelles Abendessen mit über 30 Leuten aus seiner Familie. Bei Treffen wie diesen wird zunächst auf den "Familienanführer" gewartet, der das Gebet anstimmt und später quasi die Tafel eröffnet. Alle Männer sind im Wohnzimmer, während die Frauen in der Küche sind und erst später essen. Uns kam dabei eine besondere Ehre zuteil, denn wir durften als Gäste mit in der Männerrunde Platz nehmen.
Am nächsten Morgen packten wir die notwendigen Utensilien für den anstehenden dreitägigen Bootstrip durch den Komodo Nationalpark. Ein Fahrer brachte uns zum Hafen, wo wir die fünfköpfige Gruppe und unseren Tourguide Rico kennenlernten.
Der erste Halt war gleich die paradiesische Insel Kanawa...
Weiter ging es zum Mantapoint, wo wir jedoch nur ein einziges Exemplar vom Boot aus sahen. Deshalb steuerten wir eine kleine Sandbankinsel an, die Mini-Malediven im indonesischen Nationalpark.
Abendprogramm war "Sonnenuntergangstrekking" auf Gili Lawa. Als Krissi jedoch den grün bewachsenen Hügel erblickte, sah sie mich erstaunt an
"DAS IST DOCH KEIN TREKKING!".
Während wir unter Trekking einen anstrengenden Marsch verstehen, wird das Wort in Indonesien als Sammelbegriff für jegliche Aktivität zu Fuß verwendet.
Krissi schüttelte schnaubend Kopf. "Das würde selbst meine Oma zum Sonntagsspaziergang machen!!!"
Nach 15 Minuten Laufen erreichten wir die Hügelspitze und belohnten uns mit einem unglaublichen Blick auf die Umgebung.
Es wurde dunkel, als wir mit dem Boot die Homestays im Komodo Village ansteuerten.
Plötzlich sah ich unzählige kleine Funken, die wir im Wasser aufwirbelten: Leuchtplankton! Es war, als würden wir über die Milchstraße fahren, wobei sich alle Sterne sofort in Sternschnuppen auflösten. So unbeschreiblich schön!
Der nächste Tag war aber ebenso an Highlights gespickt wie der vorige...
Was könnte schöner sein, als den Tag auf dem Boot in Indonesien zu beginnen (und Reis zu frühstücken)?
Erste Station: die spektakuläre Padar Island...
Danach gingen vor Rinca Island von Bord - die Insel der Komodowarane! Nach einer kurzen Einweisung führten uns zwei Ranger zu den größten Echsen der Welt...
Hier ein paar Fakten über diese Dinos:
1. Ihr Lebensraum begrenzt sich ausschließlich auf den Nationalpark zwischen Flores und Sumbawa.
2. Die Echsen werden bis zu 3 Meter lang und über 70 Kilo schwer!
3. Die Tiere können schwimmen, tauchen, klettern und bis zu 18 km/h schnell rennen. (Meist liegen sie jedoch nur faul in der Sonne und warten bis ein Wildschwein oder Hirsch vorbei kommt, den sie heimtückisch erlegen können.)
4. Der Speichel der Warane ist ein reiner Bakteriencocktail! Über 50 verschiedene Bakterienarten führen zu Blutvergiftung und Tod der Beute. Die giftige Spucke ist dabei genauso für den Menschen lebensgefährlich.
5. Die Komododrachen riechen und sehen mit ihrer Zunge. Blut können sie noch in über vier Kilometern Entfernung aufspüren.
6. Weltweit gibt es nur noch 3000 bis 4000 Exemplare.
7. Krissi findet sie süß und ich habe Schiss vor ihnen :-)
Für das Mittagessen kehrten ins Dorf zurück, es gab meine neue Lieblingsspeise: Reis, Fisch und scharfes Gemüse.
Als wir fertig waren und wieder auf den Steg hinaus liefen, ahnte ich Böses. Ein Sturm war im Anmarsch, der Horizont hatte sich bereits dunkelgrau verfärbt und das Rausfahren war mittlerweile zu gefährlich. Rico bot uns aber stattdessen an, das Dorf zu erkunden...
Mit dem Wetter wurde auch mir schlecht. Kopfschmerzen mischten sich mit Übelkeit und Schwindel, sodass ich liebend gern auf das Reisfischchilligemüse-Abendessen verzichten konnte. Am nächsten Morgen war zwar der Sturm vorbei, aber ich fühlte mich nicht wirklich besser und ich ließ auch das Reisfühstück aus...
Mit dem Boot fuhren wir zu den Pink Beaches, die wir gestern leider verpasst hatten.
Rosa Sand, türkises Meer und graue Wolken erwarteten uns... So surreal und so wunderbar!
Danach kehrten wir noch einmal zum Mantapoint zurück, wo uns heute gleich ein ganzer Schwarm an Riesenmantas in Empfang nahm. Allein vom Boot aus sah ich die riesigen Schatten unter der Wasseroberfläche. Die meisten von ihnen waren locker 6 Meter breit (Spannweite).
Mir ging es leider nicht gut genug, um mit ins Wasser zu springen, aber wenigstens nutzte Krissi ihre Chance...
Und ein letzter Zwischenstop...
... bevor es zurück nach Labuan Bajo ging.
Irwan trafen wir zufällig unten an der Straße, da er eigentlich seine Schmutzwäsche fort bringen wollte. Allerdings hatte er sich seit über einer Stunde doch nicht richtig dazu aufraffen können, bis ihm schließlich ein Freund sein Moped lieh (statt 700 Meter Fußweg musste er nun 1,5 Kilometer fahren). Der Junge war ja selbst fauler als ich!
Wir blieben noch einen vollen Tag bei lazy Irwan und seinen Freunden, damit ich mich auskurieren und Krissi sich um unseren problematischen Flug von Flores nach Bali kümmern konnte. Außerdem war's einfach schön bei Irwano.
Nach einer nicht ganz endgültigen (😉) Verabschiedung von Irwan setzten wir uns in den Bus nach Ruteng. Der Fahrer besaß Sage und Schreibe vierzehn Rückspiegel, fuhr allerdings wie ein Verrückter. Vor der Kurve Gas, in der Kurve Gas, nach der Kurve Gas. Zusätzlich dröhnte dumpfer Techno in voller Lautstärke aus den Boxen.
Erst als sich seine Beifahrerin, eine junge Asiatin, aus dem fahrenden Auto übergab, nahm er ein wenig Rücksicht (fand Krissi, meiner Meinung nach war er einfach lebensmüde und wollte uns wortwörtlich mit in den Abgrund reißen).
Trotz des Tempos erreichten wir Ruteng deutlich später als erwartet. Gerade als wir einen Mann bei sich zu Hause absetzen wollten, blieben wir zudem richtig saftig im Schlamm stecken. Statt des ADACs kamen ein paar Kerle der Nachbarschaft mit einer Schaufel und ein bisschen Muskelkraft vorbei. Nach zwanzig Minuten konnte es auch schon weiter gehen.
In Ruteng wollten wir uns eigentlich ein paar Plätze anschauen und von dort in das traditionelle und herrlich gelegene Dorf Wae Rebo fahren. In Labuan Bajo waren wir allerdings viel länger geblieben als beabsichtigt, sodass von 12 Tagen nur noch 4 übrig waren. Da Flores kaum vom ausländischen Tourismus erschlossen ist und uns die Zeit fehlte, stellte sich die Angelegenheit als schwieriger heraus als geplant. Wir mussten Prioritäten setzen.
Schweren Herzens beschlossen also wir noch am selben Abend Wae Rebo und Bajawa zu überspringen und sofort nach Moni bis ans wortwörtliche andere Ende der Insel zu reisen. Am nächsten Morgen um sieben Uhr stand auch schon ein neuer Minibus vor der Haustüre, lud uns ein und donnerte los. Nach acht Stunden Fahrt und millionen Kurven erreichten wir endlich die Endstation Ende.
Da stiegen wir in ein anderes Fahrzeug um, das uns dann unser winziges Dorf brachte.
Moni war eigentlich nicht viel mehr als eine Straße, an der links und rechts ein paar Hütten standen. Gerade liefen wir den Hang wieder ein Stück hinauf, weil wir weiter oben ein Schild mit "Backpackers 50 Rupia" (3,50€) gesehen hatten, als neben uns ein Moped verlangsamte. Der Fahrer war ein Rastaman und fragte mit einem breiten Grinsen "Where you going?"
Mit einer Kopfbewegung wiesen wir auf das Hostel vor uns und sein Grinsen wurde noch breiter.
"I'm the owner, I can drive you"
Ungläubig sahen wir ihn an, dann seine alte Mühle von Moped, dann das Hostel wenige hundert Meter entfernt.
Nun grinsten wir alle drei.
"No thank you. We can walk"
Auch wenn ich zu gern gesehen hätte, wie er uns beide plus Rucksäcke auf seinem Gefährt den Hügel hoch buckelt.
Nach Moni waren wir gekommen, um uns die drei Kraterseen des Vulkans Kelimutu anzusehen. Die Besonderheit dabei: alle drei Seen haben eine komplett unterschiedliche Farbe und wechseln diese alle paar Jahre!
Am frühen Morgen holte uns ein Rastaman-Kollege mit dem Auto ab und fuhr zum Vulkanparkplatz, von wo aus wir nur ein Viertelstündchen bis zum Kraterrand laufen mussten.
Die Einheimischen sind auf ihre Attraktion nämlich unglaublich stolz und haben den Braten gerochen, mit dem Tourismus ein wenig Geld zu verdienen und die Attraktion dementsprechend gut auszubauen.
Wir beobachteten, wie die Sterne langsam verblassten und sich die Farbpalette des Himmels änderte. Mit der Zeit konnten wir die Farben der ersten beiden Seen erkennen: der eine Babyblau, der andere im dunklen Braun.
In der Morgensonne liefen wir zum dritten See, der ein wenig höher gelegen war. Doch als wir den Aussichtspunkt erreichten, waberte noch dichter Nebel über dem letzten Vulkankessel.
Später gab er die Sicht einen tief grünblau gefärbten See frei.
Nach Kelimutu in Moni war unsere indonesische Zeit auch schon beinahe vorüber. Von Maumere nahmen wir schweren Herzens den zweistündigen Flug über Labuan Bajo, den Komodo Nationalpark, die Vulkane auf Sumbawa, Lombok mit seinem Rinjani, den Gili Inseln und Nusa Lembongan nach Bali.
In Denpasar hatten wir noch weitere neun Stunden Aufenthalt, bevor wir Indonesien nach zwei wundervollen Monaten den Rücken kehren mussten...
Eine kleine Zusammenfassung und meine Erkenntnisse aus dieser Zeit
Bali ist nett. Nicht mehr und nicht weniger. Ich persönlich konnte den allgemeinen Hype um diese Insel nicht sooo ganz nachvollziehen. Natürlich gibt es ein paar fantastische Ecken und wir waren auch bei weitem nicht überall, aber Bali wäre sicher nicht meine erste Destination in Südostasien.
Trotzdem waren die Wochen dort schön! Ich habe die Zeit mit Krissis Familie genossen, die kleinen bunten Opfergaben aus Blumen an jeder Ecke und natürlich das unfassbar gute Essen! (Absolut nicht zu vergleichen mit den traditionellen Reisgerichten...)
Ich bin froh, dass wir uns gegen Zentralamerika entschieden haben und für eine (teure) Visumsverlängerung in diesem tollen Land. Diese Tatsache hat uns schließlich eine unvergessliche Zeit auf Lombok und Flores beschert!
Außerhalb Balis herrscht einfach eine andere Welt. Nicht nur, dass hier (fast) jeder Moslem ist, sondern auch, dass hier eben nicht alles auf die Touristen ausgelegt ist.
Indonesisch ist eine schöne Sprache. Am Anfang hat sie mich vom Klang her sogar ein wenig an Portugiesisch erinnert.
Jedenfalls ist sie relativ einfach und hat ermöglicht, dass wir Mal mehr verstanden haben, als nur Hallo und Danke.
Alle Indonesier, die uns begegnet sind, waren hilfsbereit und freundlich. Jeder hat stets gegrüßt und die allgegenwärtige "Where you going"-Frage gestellt.
Ich kann wirklich nix schlechtes über die Einheimischen berichten, auch wenn uns einige Schauermärchen zu Ohren gekommen sind.
Gefühlte 100 Prozent der männlichen Bevölkerung sind jedoch leider leidenschaftliche Kettenraucher. Der Schwachsinn beginnt bei den Jungs aber auch schon in den ganz, ganz jungen Jahren...
Die Indonesier lieben ihren Reis wie keine anderen Asiaten. Nasi for breakfast, Nasi for lunch, nasi for dinner.
Faustregel: Wenn es zur Mahlzeit keinen Reis gab, war es auch keine Mahlzeit.
Das Essen ist verdammt scharf. Womit würzen die das??? Mit den Tränen des Teufels?
Als Snack für Zwischendurch gibt es - Überraschung - keinen Reis, sondern ungekochte Instantnudeln aus der Packung. Beliebig gewürzt mit viel oder mega viel Glutamat.
Warum?
"Because we like it."
So, genug vom Essen, sonst bekommt ihr noch Appetit.
Bis zum nächsten Mal und terima kasih indah Indonesia!
Als wir alle ein paar Stunden später in die Busse zurück kehrten, stellte ich erleichtert fest, dass ein paar Fahrgäste endgültig ausgestiegen waren und wir somit je einen Doppelsitzer für uns hatten. Ich nickte sofort ein und wurde schon vor Sonnenaufgang wieder aus dem Schlaf gerissen. Wir hatten Bima erreicht. Unser Bus hielt an, spuckte uns samt Rucksäcken aus und rauschte in die Dunkelheit davon. Neben uns stand nun ein kaputt aussehender Minivan, aus dem die Männer "Sapa, Sapa" riefen. Wir stiegen ein.
Krissi schlummerte an meiner Schulter und auch ich war sterbensmüde. Trotzdem konnte ich den Blick einfach nicht von der draußen vorbei ziehenden Landschaft abwenden. Felder, die wie Spinnennetze angelegt waren, wechselten sich ab mit Bächen, schlafenden Dörfern, Bergen und dem Meer.
Kühler Wind wehte mir ins Gesicht, denn wo einst eine Tür gewesen sein musste, klaffte nur ein großes luftiges Loch. Dort lehnte ein Mann und rauchte genüsslich seine Morgenzigarette. Er nickte mir zu, als er meinen Blick bemerkte und ich nickte zurück.
Als wir den Hafen in Sapa erreichten, war es bereits um sieben Uhr und taghell. Der Kleinbus setzte uns aus und wir warteten, bis sich jemand um uns kümmerte.
Kurze Zeit später erschien ein Typ, nahm unsere Ticketvoucher in Augenschein und organisierte die Weiterfahrt mit der Fähre nach Labuan Bajo.
Alles klappte wie am Schnürchen, wir waren sogar die ersten Passagiere an Bord und konnten uns schön großzügig auf den Sitzbänken ausbreiten. Nach und nach wurde es dann voller, die Sonne stieg höher und das Schiff wurde beladen. Aus unerfindlichen Gründen standen wir aber noch ganze vier Stunden im Hafen, bevor das Schiff endlich ablegte.
Inzwischen hatten sich unsere neuen Freunde Irwan und Chloe zu uns gesellt. Stunden vergingen bis endlich unser Ziel in Sichtweite kam. Ich war müde und nach 38 Stunden Unterwegssein nicht gerade motiviert, nun noch zu Fuß nach einer Bleibe zu suchen.
Als hätte Irwan meine Gedanken gelesen, lud er uns drei zu sich nach Hause ein.
Ihm gehört ein winziges Hostel, "a simple place", wie er es nannte. Wirklich einfach, aber wir fühlten uns sofort wohl.
Irwan selbst war wegen seiner Arbeit als Tauchlehrer auf Gili Air fünf Monate nicht zu Hause gewesen und führte sich bei seiner Rückkehr wie eine kleine springende Glückskugel auf. Am Abend lernten wir seine Eltern kennen, bevor fast die halbe Stadt vorbeikam und den "verlorenen Sohn" willkommen hieß.
Irwan (vorn) und Deden |
Im Internet hatte ich bei meiner Recherche von der geheimen Höhle Gua Rangko gelesen. Dort wollte ich unbedingt hin. Leider wusste ich weder wo sie sich befand, noch wie wir hinkommen sollten. Also fragten wir die Experten.
"Ya, Rangko. Dangerous way for you. Spaghetti road."
Irwan machte Wellenbewegungen mit der Hand.
"Up and dooown and up and down, just like spaghetti. Everywhere in Flores."
Nun gut, wozu hatten wir denn jetzt einheimische Freunde, wenn die Straße für uns zu gefährlich war?
Nach ein wenig Überredungskunst saß ich auch schon hinter Irwan auf dem Moped und Krissi bei Rastaman Deden. Als wir uns im hohen Tempo so durch die verschiedensten Fahrzeuge schlängelten, dachte ich, abenteuerlicher könnte es nicht mehr werden. Doch ich täuschte mich, denn kurze Zeit später bogen wir auf einen unasphaltierten Weg ab: breite Löcher, grobes Geröll, Pfützen so tief wie Teiche und Schlamm so rutschig wie Bananenschalen.
Dann begann es zu nieseln.
Nervös gab ich zu, dass die Straße wirklich sehr gefährlich war und wir sehr gerne wieder umkehren können. Irwan ging nicht darauf ein, stattdessen sagte er "Just don't move" als wir gerade wieder einen halsbrecherischen Krater durchfuhren.
Insgegeheim schloss ich bereits (mehrmals) mit meinem gesunden Körper ab. Der Weg war einfach zu viel für mich. Doch schlussendlich tauchte doch noch aus dem Nichts eine Straße auf. Und diese war - bis auf die Tatsache, dass Pflanzen sie bis zur Hälfte zuwucherten - absolut makellos.
Ja, so ist das eben in Asien.
Wir landeten in einem Fischerdorf, hielten an und Irwan redete mit zwei Typen. Dann warteten wir bis ein Kerl uns mit seinem Boot einsackte.
Vermutlich gar nicht, denn spätestens nach dem zweiten metertiefen Schlagloch hätte ich Krissi zum Umkehren gezwungen.
Und in diesem Falle hätten wir niemals gesehen, was sich auf dieser einen Insel im Dschungel verbirgt...
(Google) |
(Google) |
Nichtsahnend sprangen Irwan und ich schon mal auf's Moped und düsten los, um auf der Straße weiter vorn zu warten. Nach einer ganzen Weile folgten Deden und Krissi uns endlich nach.
Im Schritttempo.
Die beiden hatten einen Platten. Prima.
Krissi blieb nichts anderes übrig, als mit auf unser Moped zu steigen. Nicht die beste Voraussetzung für den Höllenweg aus Schotter und Schlamm, aber was soll's.
Wir klammerten uns aneinander fest und beteten, dass alles gut ging. Mehrmals sah ich uns bereits blutig im Dreck liegen, doch irgendwie schaffte es Irwan, uns sicher durch den heiklen Parkour zu manövrieren. Ich überlebte unbeschadet (aber als nervliches Wrack).
Am Abend fuhren wir zu siebt in Irwans Heimatdorf. Uns erwartete ein richtig traditionelles Abendessen mit über 30 Leuten aus seiner Familie. Bei Treffen wie diesen wird zunächst auf den "Familienanführer" gewartet, der das Gebet anstimmt und später quasi die Tafel eröffnet. Alle Männer sind im Wohnzimmer, während die Frauen in der Küche sind und erst später essen. Uns kam dabei eine besondere Ehre zuteil, denn wir durften als Gäste mit in der Männerrunde Platz nehmen.
Am nächsten Morgen packten wir die notwendigen Utensilien für den anstehenden dreitägigen Bootstrip durch den Komodo Nationalpark. Ein Fahrer brachte uns zum Hafen, wo wir die fünfköpfige Gruppe und unseren Tourguide Rico kennenlernten.
Ricoooooo |
Unsere Gruppe |
Weiter ging es zum Mantapoint, wo wir jedoch nur ein einziges Exemplar vom Boot aus sahen. Deshalb steuerten wir eine kleine Sandbankinsel an, die Mini-Malediven im indonesischen Nationalpark.
Abendprogramm war "Sonnenuntergangstrekking" auf Gili Lawa. Als Krissi jedoch den grün bewachsenen Hügel erblickte, sah sie mich erstaunt an
"DAS IST DOCH KEIN TREKKING!".
Während wir unter Trekking einen anstrengenden Marsch verstehen, wird das Wort in Indonesien als Sammelbegriff für jegliche Aktivität zu Fuß verwendet.
Krissi schüttelte schnaubend Kopf. "Das würde selbst meine Oma zum Sonntagsspaziergang machen!!!"
Hoch hinauf: die Spitze rechts oben war der Viewpoint |
In der Bucht da unten entdeckte ich sogar aus dieser großen Entfernung einen Riesenmanta im Wasser. Ihr könnt euch also in etwa vorstellen, welche Ausmaße das Tier gehabt haben muss;)) |
Rico bei der Arbeit |
Es wurde dunkel, als wir mit dem Boot die Homestays im Komodo Village ansteuerten.
Plötzlich sah ich unzählige kleine Funken, die wir im Wasser aufwirbelten: Leuchtplankton! Es war, als würden wir über die Milchstraße fahren, wobei sich alle Sterne sofort in Sternschnuppen auflösten. So unbeschreiblich schön!
Der nächste Tag war aber ebenso an Highlights gespickt wie der vorige...
Was könnte schöner sein, als den Tag auf dem Boot in Indonesien zu beginnen (und Reis zu frühstücken)?
Erste Station: die spektakuläre Padar Island...
Danach gingen vor Rinca Island von Bord - die Insel der Komodowarane! Nach einer kurzen Einweisung führten uns zwei Ranger zu den größten Echsen der Welt...
Hier ein paar Fakten über diese Dinos:
1. Ihr Lebensraum begrenzt sich ausschließlich auf den Nationalpark zwischen Flores und Sumbawa.
2. Die Echsen werden bis zu 3 Meter lang und über 70 Kilo schwer!
3. Die Tiere können schwimmen, tauchen, klettern und bis zu 18 km/h schnell rennen. (Meist liegen sie jedoch nur faul in der Sonne und warten bis ein Wildschwein oder Hirsch vorbei kommt, den sie heimtückisch erlegen können.)
4. Der Speichel der Warane ist ein reiner Bakteriencocktail! Über 50 verschiedene Bakterienarten führen zu Blutvergiftung und Tod der Beute. Die giftige Spucke ist dabei genauso für den Menschen lebensgefährlich.
5. Die Komododrachen riechen und sehen mit ihrer Zunge. Blut können sie noch in über vier Kilometern Entfernung aufspüren.
6. Weltweit gibt es nur noch 3000 bis 4000 Exemplare.
7. Krissi findet sie süß und ich habe Schiss vor ihnen :-)
Ich sehe hier vielleicht nicht sehr verängstigt aus, aber ich kann euch versichern, dass mir in diesem Moment ganz schön der Stift ging |
Das Kommando "Zunge raus" haben wir nicht ganz mitbekommen |
Unser Ranger - da lacht er noch |
Für das Mittagessen kehrten ins Dorf zurück, es gab meine neue Lieblingsspeise: Reis, Fisch und scharfes Gemüse.
Zu jeder Mahlzeit wieder spannend. Was gibt es wohl heute? |
Mit dem Wetter wurde auch mir schlecht. Kopfschmerzen mischten sich mit Übelkeit und Schwindel, sodass ich liebend gern auf das Reisfischchilligemüse-Abendessen verzichten konnte. Am nächsten Morgen war zwar der Sturm vorbei, aber ich fühlte mich nicht wirklich besser und ich ließ auch das Reisfühstück aus...
Mit dem Boot fuhren wir zu den Pink Beaches, die wir gestern leider verpasst hatten.
Rosa Sand, türkises Meer und graue Wolken erwarteten uns... So surreal und so wunderbar!
Danach kehrten wir noch einmal zum Mantapoint zurück, wo uns heute gleich ein ganzer Schwarm an Riesenmantas in Empfang nahm. Allein vom Boot aus sah ich die riesigen Schatten unter der Wasseroberfläche. Die meisten von ihnen waren locker 6 Meter breit (Spannweite).
Mir ging es leider nicht gut genug, um mit ins Wasser zu springen, aber wenigstens nutzte Krissi ihre Chance...
Hier das Bild eines Freundes für den Größenvergleich |
Und ein letzter Zwischenstop...
... bevor es zurück nach Labuan Bajo ging.
Irwan trafen wir zufällig unten an der Straße, da er eigentlich seine Schmutzwäsche fort bringen wollte. Allerdings hatte er sich seit über einer Stunde doch nicht richtig dazu aufraffen können, bis ihm schließlich ein Freund sein Moped lieh (statt 700 Meter Fußweg musste er nun 1,5 Kilometer fahren). Der Junge war ja selbst fauler als ich!
Wir blieben noch einen vollen Tag bei lazy Irwan und seinen Freunden, damit ich mich auskurieren und Krissi sich um unseren problematischen Flug von Flores nach Bali kümmern konnte. Außerdem war's einfach schön bei Irwano.
Nach einer nicht ganz endgültigen (😉) Verabschiedung von Irwan setzten wir uns in den Bus nach Ruteng. Der Fahrer besaß Sage und Schreibe vierzehn Rückspiegel, fuhr allerdings wie ein Verrückter. Vor der Kurve Gas, in der Kurve Gas, nach der Kurve Gas. Zusätzlich dröhnte dumpfer Techno in voller Lautstärke aus den Boxen.
Erst als sich seine Beifahrerin, eine junge Asiatin, aus dem fahrenden Auto übergab, nahm er ein wenig Rücksicht (fand Krissi, meiner Meinung nach war er einfach lebensmüde und wollte uns wortwörtlich mit in den Abgrund reißen).
Trotz des Tempos erreichten wir Ruteng deutlich später als erwartet. Gerade als wir einen Mann bei sich zu Hause absetzen wollten, blieben wir zudem richtig saftig im Schlamm stecken. Statt des ADACs kamen ein paar Kerle der Nachbarschaft mit einer Schaufel und ein bisschen Muskelkraft vorbei. Nach zwanzig Minuten konnte es auch schon weiter gehen.
In Ruteng wollten wir uns eigentlich ein paar Plätze anschauen und von dort in das traditionelle und herrlich gelegene Dorf Wae Rebo fahren. In Labuan Bajo waren wir allerdings viel länger geblieben als beabsichtigt, sodass von 12 Tagen nur noch 4 übrig waren. Da Flores kaum vom ausländischen Tourismus erschlossen ist und uns die Zeit fehlte, stellte sich die Angelegenheit als schwieriger heraus als geplant. Wir mussten Prioritäten setzen.
Schweren Herzens beschlossen also wir noch am selben Abend Wae Rebo und Bajawa zu überspringen und sofort nach Moni bis ans wortwörtliche andere Ende der Insel zu reisen. Am nächsten Morgen um sieben Uhr stand auch schon ein neuer Minibus vor der Haustüre, lud uns ein und donnerte los. Nach acht Stunden Fahrt und millionen Kurven erreichten wir endlich die Endstation Ende.
Da stiegen wir in ein anderes Fahrzeug um, das uns dann unser winziges Dorf brachte.
Moni war eigentlich nicht viel mehr als eine Straße, an der links und rechts ein paar Hütten standen. Gerade liefen wir den Hang wieder ein Stück hinauf, weil wir weiter oben ein Schild mit "Backpackers 50 Rupia" (3,50€) gesehen hatten, als neben uns ein Moped verlangsamte. Der Fahrer war ein Rastaman und fragte mit einem breiten Grinsen "Where you going?"
Mit einer Kopfbewegung wiesen wir auf das Hostel vor uns und sein Grinsen wurde noch breiter.
"I'm the owner, I can drive you"
Ungläubig sahen wir ihn an, dann seine alte Mühle von Moped, dann das Hostel wenige hundert Meter entfernt.
Nun grinsten wir alle drei.
"No thank you. We can walk"
Auch wenn ich zu gern gesehen hätte, wie er uns beide plus Rucksäcke auf seinem Gefährt den Hügel hoch buckelt.
Nach Moni waren wir gekommen, um uns die drei Kraterseen des Vulkans Kelimutu anzusehen. Die Besonderheit dabei: alle drei Seen haben eine komplett unterschiedliche Farbe und wechseln diese alle paar Jahre!
Am frühen Morgen holte uns ein Rastaman-Kollege mit dem Auto ab und fuhr zum Vulkanparkplatz, von wo aus wir nur ein Viertelstündchen bis zum Kraterrand laufen mussten.
Die Einheimischen sind auf ihre Attraktion nämlich unglaublich stolz und haben den Braten gerochen, mit dem Tourismus ein wenig Geld zu verdienen und die Attraktion dementsprechend gut auszubauen.
Wir beobachteten, wie die Sterne langsam verblassten und sich die Farbpalette des Himmels änderte. Mit der Zeit konnten wir die Farben der ersten beiden Seen erkennen: der eine Babyblau, der andere im dunklen Braun.
In der Morgensonne liefen wir zum dritten See, der ein wenig höher gelegen war. Doch als wir den Aussichtspunkt erreichten, waberte noch dichter Nebel über dem letzten Vulkankessel.
Später gab er die Sicht einen tief grünblau gefärbten See frei.
Nach Kelimutu in Moni war unsere indonesische Zeit auch schon beinahe vorüber. Von Maumere nahmen wir schweren Herzens den zweistündigen Flug über Labuan Bajo, den Komodo Nationalpark, die Vulkane auf Sumbawa, Lombok mit seinem Rinjani, den Gili Inseln und Nusa Lembongan nach Bali.
In Denpasar hatten wir noch weitere neun Stunden Aufenthalt, bevor wir Indonesien nach zwei wundervollen Monaten den Rücken kehren mussten...
Eine kleine Zusammenfassung und meine Erkenntnisse aus dieser Zeit
Bali ist nett. Nicht mehr und nicht weniger. Ich persönlich konnte den allgemeinen Hype um diese Insel nicht sooo ganz nachvollziehen. Natürlich gibt es ein paar fantastische Ecken und wir waren auch bei weitem nicht überall, aber Bali wäre sicher nicht meine erste Destination in Südostasien.
Trotzdem waren die Wochen dort schön! Ich habe die Zeit mit Krissis Familie genossen, die kleinen bunten Opfergaben aus Blumen an jeder Ecke und natürlich das unfassbar gute Essen! (Absolut nicht zu vergleichen mit den traditionellen Reisgerichten...)
Ich bin froh, dass wir uns gegen Zentralamerika entschieden haben und für eine (teure) Visumsverlängerung in diesem tollen Land. Diese Tatsache hat uns schließlich eine unvergessliche Zeit auf Lombok und Flores beschert!
Außerhalb Balis herrscht einfach eine andere Welt. Nicht nur, dass hier (fast) jeder Moslem ist, sondern auch, dass hier eben nicht alles auf die Touristen ausgelegt ist.
Indonesisch ist eine schöne Sprache. Am Anfang hat sie mich vom Klang her sogar ein wenig an Portugiesisch erinnert.
Jedenfalls ist sie relativ einfach und hat ermöglicht, dass wir Mal mehr verstanden haben, als nur Hallo und Danke.
Alle Indonesier, die uns begegnet sind, waren hilfsbereit und freundlich. Jeder hat stets gegrüßt und die allgegenwärtige "Where you going"-Frage gestellt.
Ich kann wirklich nix schlechtes über die Einheimischen berichten, auch wenn uns einige Schauermärchen zu Ohren gekommen sind.
Gefühlte 100 Prozent der männlichen Bevölkerung sind jedoch leider leidenschaftliche Kettenraucher. Der Schwachsinn beginnt bei den Jungs aber auch schon in den ganz, ganz jungen Jahren...
Die Indonesier lieben ihren Reis wie keine anderen Asiaten. Nasi for breakfast, Nasi for lunch, nasi for dinner.
Faustregel: Wenn es zur Mahlzeit keinen Reis gab, war es auch keine Mahlzeit.
Das Essen ist verdammt scharf. Womit würzen die das??? Mit den Tränen des Teufels?
Als Snack für Zwischendurch gibt es - Überraschung - keinen Reis, sondern ungekochte Instantnudeln aus der Packung. Beliebig gewürzt mit viel oder mega viel Glutamat.
Warum?
"Because we like it."
So, genug vom Essen, sonst bekommt ihr noch Appetit.
Bis zum nächsten Mal und terima kasih indah Indonesia!
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