Welcome to the Kingdom of Cambodia 👑

Noch halb im Schlaf checkten wir um vier Uhr Morgens in Bangkok aus und liefen zur Straße. Schon von weitem sah uns dort ein Taxifahrer und hielt an. Als wir bei ihm waren, fragten wir, ob er ein Taxi-Meter hätte. Der Typ grinste. 
"Yes... but it's cheaper without"
Also handelten wir um einen vernünftigen Festpreis und willigten letztendlich ein, doch ohne Taxi-Meter zu fahren.
Im Flieger ergatterte ich einen Fensterplatz und wartete ungeduldig bis wir uns endlich in Bewegung setzten. Jetzt bloß nicht einschlafen... dachte ich und wachte weit über der Küste Kambodschas wieder auf. Ich ärgerte mich über meine Müdigkeit, bevor ich gleich schon wieder einnickte. Zwei Stunden Schlaf waren dann wohl selbst mir zu wenig...
Kurz vor der Landung in Phnom Penh füllten wir unseren Visumantrag aus: 30$ für 30 Tage. Reisepass und die Formulare gaben wir bei der Einreise an eine Reihe von Beamten ab, um ihn kurz darauf mit einem hübschen Aufkleber und Stempel darin zuück zu bekommen. Vor einem der Flughafenmitarbeiter hatte sich mittlerweile eine große Traube Wartender gebildet, der die Pässe verteilte, indem er die Namen vorlas, als würde er Ware auf einem Markt anpreisen. Er war ein regelrechter Marktschreier und liebte seinen Job. 
Welcome to the Kingdom of Cambodia!
Direkt vor dem Gebäude ließen wir uns vom erstbesten Tuktuk-Fahrer einsacken und bezahlten happige 10 Dollar für die Fahrt bis zur Unterkunft. "Endlich wieder Rechtsverkehr!" freuten wir uns, doch merkten  schnell, dass die Kambodschaner noch weniger von Verkehrsregeln halten als die Thailänder. Eigentlich befanden wir uns im Stau und der Verkehr hätte aufgrund der Rush Hour still stehen müssen
Eigentlich. 
Nicht so in Kambodscha.
Irgendwie war trotzdem jedes Fahrzeug in Bewegung, teilweise nur mit 2cm Abstand zueinander. Frei nach dem Motto "Wer am längsten still steht, verliert".
Rechts schlängelten sich Mopeds und Fahrräder vorbei auf den "Fußweg", den man als Fußgänger vermutlich nicht ohne weiteres überlebt hätte. Oft waren Auffahrunfälle auch nur um Haaresbreite entfernt, aber alle schafften noch in letzter Sekunde auszuweichen.

Zum Zeitpunkt unserer Ankunft am Hotel konnten wir unser Zimmer noch nicht beziehen und verbrachten die Wartezeit daher am Pool😪 Der Rest des Tages bestand im Grunde aus Schlafen, Essen, Filme schauen und einem kurzen Abendspaziergang durch Kambodschas Hauptstadt, den wir allerdings sehr schnell beendeten, als wir merkten, dass es erstens nichts zu sehen gab und uns zweitens die Gegend nicht ganz geheuer war. 
Vor dem Abendessen informierten wir uns über die Transportmöglichkeiten nach Siem Reap, wo wir Silvester verbringen wollten. Wir hatten fatalerweise jedoch keinerlei Ambitionen, sofort einen Bus zu buchen und verschoben es auf später...
Am 29.12. gönnten wir uns einen Tag Urlaub vom Reisen, indem wir am Pool lagen und nichts taten. Abends rappelten wir uns zur Rezeption auf, um endlich die Bustickets zu kaufen. Dort erfuhren wir allerdings höchst überrascht, dass alle Plätze der vielen hoteleigenen Bus-Unternehmen bereits ausgebucht waren. Jeder Einzelne der nächsten zwei Tage, bis auf einen Nachtbus am 31. Dezember. Verdammt sei unsere Faulheit! Daraufhin begann eine Schlacht der Recherche, wir durchkämmten im Internet sämtliche Verbindungen und sahen, dass es fast unmöglich war, noch rechtzeitig an unser Ziel zu gelangen. Da uns aber Phnom Penh nicht so recht gefiel und am Neujahrstag meine Eltern in Siem Reap landeten, mussten wir einfach einen Weg finden. Schließlich entdeckte ich eine neue und gute Firma, die noch ein paar Plätze im morgigen Bus frei hatte. Prompt buchten wir diese und wurden pünktlich um 13.30 Uhr des darauffolgenden Tages vom Hotel abgeholt. Der Bus war recht komfortabel mit WLAN, kostenlosen Snacks und Wasserflaschen für jeden Fahrgast ausgestattet. Und das, obwohl die große Mehrheit der kambodschanischen Busunternehmen im Internet katastrophale Bewertungen hatte. Ein purer Glücksgriff also!
Der Bus wurde voll und gerade als ich dachte, ich könne mich auf die leer gebliebene letzte Sitzreihe hinter uns flätzen, stieg eine europäische Familie zu und okkupierte ebendiese. Mama und Papa mit drei Kindern im nervigsten Alter, welche sofort ihre Fritten to go und anderes Fast Food auspackten. Den Essvorgang zelebrierten sie lautstark, wobei sie ihre Eltern nicht aufhielten. Stattdessen setzte sich die Mutter sogar gleich mal von ihnen weg. Der Zwerg hinter mir rüttelte an meinem Sitz was das Zeug hielt und auch ich ergriff die Flucht, indem ich mich auf dem Platz vor der Mutter einquartierte. Wenigstens hatte ich dort meine Ruhe (solange, bis die Quälgeister auf ihrer Mutter und somit auch wieder auf meinem Sitz herum kletterten). Nach ein paar Stunden machten wir Toilettenpause und Krissi und ich konnten unsere Bälger-im-Bus-Erlebnisse austauschen.
Blendete man die Kids mit ihren äußerst ignoranten Eltern und das Dauer-Hupen unseres Busfahrers aber aus, bekam man einen fantastischen Einblick in das Landleben Kambodschas. Überall sind Bauernhöfe, Reisfelder, Kühe mit Höckern, Wasserbüffel, Kokosnusspalmen, riesige Hochzeitszelte, hunderte Schilder der regierenden (und äußerst korrupten) Partei CPP, Seen, Berge und Kinder, die im Wind ihre Drachen steigen lassen. Idylle pur. Wenn man, wie gesagt, die Kinder und Hupe überhörte.
Unser Hostel in Siem Reap lag sehr zentral und nicht weit von der Stelle entfernt, an der uns der Bus abgesetzt hatteAbendessen kauften wir uns in einer Nebenstraße der Pub Street, welche für Kambodscha in etwa so ist, wie die Khao San für Thailand. Schon am Silvestervorabend war es hier rappelvoll und wir bekamen ein vages Gefühl dafür, was uns noch erwarten würde...

Der letzte Tag des Jahres begann mit einem Strom- und Wasserausfall in unserer Unterkunft, was aber nicht weiter schlimm war, da wir sowieso auschecken mussten. Unsere nächste Bleibe war ein Resort außerhalb der Stadt, in dem wir am Neujahrstag meine Eltern treffen würden. Wir zeigten einem Tuktuk-Fahrer also die Adresse und wollten wissen, ob er den Ort kannte. "I know, I know" nickte er.
Nach nicht mehr als 30 Metern stoppte er jedoch und beriet sich mit ein paar Tuktuk-Kollegen über den Weg. Wieder fuhr er los und wieder hielt er kurz darauf an. Diesmal, um Handy-Guthaben zu kaufen und bei unserem Hotel anrufen zu können. Nach dem Telefonat schien er endlich einen Plan zu haben und tuckerte los. Auf einer Staubstraße wurde er schließlich immer langsamer. Anscheinend war ihm die Gegend gänzlich unbekannt und das war ihm überhaupt nicht geheuer. Der Arme drehte sich des öfteren verunsichert zu uns um und wir nickten ihm aufmunternd zu, da wir ja über Google wussten, dass wir richtig waren. Die Straße führte uns an einem schwarzen, übel riechenden Rinnsal entlang, bis wir auf einen huckeligen Weg nach links abbogen. Die Bodenwellen schleuderten uns, die Rucksäcke und das eh schon klapprige Fahrzeug gewaltig in sämtliche Richtungen und Krissi fragte mich, ob ein Tuktuk auch umkippen könnte. Denkbar war's auf dieser Straße. Wir hatten Mitleid mit unserem Chauffeur und gaben ihm (nicht ganz freiwillig, denn er hatte kein Wechselgeld) viel Trinkgeld, falls er wegen uns nun sein Tuktuk reparieren lassen muss.

Unser Zimmer lag direkt am Pool und hatte sogar Handtuch-Schwäne auf dem Bett liegen. Der ungewohnte Luxus freute natürlich unsere Backpackerherzen und wir ließen es uns gut gehen. Abends teilten wir uns mit einem deutschen Pärchen das Taxi zur Pub Street, auf der bereits der Teufel* los war. (*hier: Teufel = Chinesen)
Während wir uns zwischen den auf und ab zappelnden Chinesen hindurch schlängelten, beschäftigte mich die Frage, ob das alles Kinder waren oder einfach viel zu klein geratene Erwachsene. Wir schoben uns eine Weile durch die Massen auf der Suche nach Nicht-Asiaten, welche aufgrund der Körpergröße schon mehrere Meter weit zu identifizieren waren. In einer Gasse entdeckten wir dann das "Wessi"-Viertel. Da waren sie endlich wieder: die schmerzlich vermissten betrunkenen Engländer, Kanadier, Australier, Amerikaner und Co. 
Für den Silvester-Countdown begaben wir zurück zur Pub Street, weil uns ein Insider dort ein unvergessliches Spektakel versprochen hatte. Das war ein Fehler, denn die Chinesen hatten sich in unserer Abwesenheit derart vermehrt, dass man sich kaum noch bewegen konnte. In fünf Minuten kamen wir gerade einmal 10 Meter weit und hatten bereits mehrere hundert chinesische Duftmarken am eigenen Körper. Fantastisch also, um ein Jahr zu beenden. Plötzlich, als wir uns den Weg zurück zu den westlichen Bars bahnten, brandete ein kleiner Jubel auf. 2017 war angebrochen, ohne dass der finale Countdown  überhaupt gebührend zelebriert wurde. Die Chinesen schubsten noch genau wie 2016 und auch sonst war nicht viel passiert, außer dass wir jetzt von hier und da ein Happy New Year zu hören bekamen. Wir feierten noch die halbe Nacht mit vielen anderen Reisenden und erlebten ein Silvester, das dem zu Hause mit Freunden in nichts nachstand.

Zurück am Resort landeten wir allerdings vor verschlossenen Toren und taten, was alle Töchter von Kletter-liebenden Vätern tun würden: über die Mauer steigen. Damit hatten wir dann auch die erste Hürde des neuen Jahres gemeistert.
Gerade, als wir um die Ecke zum Zimmer biegen wollten, hörten wir ein Tuktuk den Weg entlang fahren und wollten beobachten, wie andere Gäste in unsere Hotelanlage kommen. Zufällig war es sogar das deutsche Paar, mit dem wir uns die Hinfahrt geteilt hatten. Sie stiegen aus und sofort eilte ein Page herbei, um ihnen die Tür zu öffnen... (vermutlich nachdem er uns zwei Idioten schadenfroh beim Drübersteigen zugeschaut hatte). Krissi sah zu, wie er aufschloss und ich verschwand währenddessen auf der Toilette am Pool. Buchstäblich, denn die Tür ließ sich nicht wieder öffnen. Ich versuchte, den Riegel zurück zu schieben... und brach den Haltegriff ab. Damit war ich endgültig eingeschlossen und konnte nur warten, bis mich Krissi fand. Nach ein paar Minuten tauchte sie mit dem hilfsbereiten Pagen im Schlepptau auf und ich kam frei, indem ich mich aller Kraft auf einen winzigen Knauf am Verschluss stemmte und dieser endlich aufschnappte. Happy new year 2017!

Leider schliefen wir zu lange aus, um noch vom kostenlosen Frühstück zu profitieren. Gerade als ich mich ärgern wollte, hielt vor dem Hotel das Tuktuk mit Mama und Papa darin an. (Für alle, die es nicht wissen: Meine Eltern "besuchen" uns unterwegs und wir reisen gemeinsam die nächsten fünf Wochen durch Kambodscha und Vietnam). Die Wiedersehensfreude war natürlich riesig und wir brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand, während wir genüsslich deutsches Schwarzbrot von zu Hause verzehrten ❤
Ab Mittag legten wir uns alle noch für ein paar Stunden aufs Ohr, um später fit für das Abendessen auf der wuseligen Pub Street zu sein. 

Am nächsten Tag stand auch schon die Hauptattraktion Kambodschas an: Angkor Wat. Der Tempel schlechthin!
Nach einem recht zeitigen Frühstück und einer Fahrt zum Ticketcenter gelangten wir zum weitläufigen Tempel-Areal. Schon die Brücke über den breiten Wassergraben zum Hauptgebäude war - wie übrigens die gesamte Anlage - mit unzähligen Chinesen gesäumt, die einem zwar nicht die Laune, aber wenigstens das Foto verderben konnten (auf den Bildern meiner Speicherkarte könnte man Finde den Chinesen spielen). Wir ließen uns in unserer Entdeckungsfreude jedenfalls nicht aufhalten und erkundeten in den folgenden drei Tagen die beeindruckenden Bauten um Angkor Wat. 

Tag 1: Angkor Wat, Bayon, der alte Königspalast Phimeanakes, die Terasse des Leprakönigs, Thommanon und Chau Say Thevoda. 













Tag 2: Bantaey Kdai, Ta Prohm, Pre Rup, Eastern Mebon, Ta Som, Neak Pean und Preah Khan.



Mit diesen Armbändchen erhielten wir Gesundheit und Segen
für die nächsten 100 Jahre.








Um unseren Kulturtrip abwechslungsreich zu gestalten, steuerten wir am letzten Tag zunächst eine riesige Schmetterlingsfarm an. Im Garten blühten Blumen und überall flatterten Schmetterlinge in allen Größen und Mustern herum. Es waren so viele, dass man sogar ihre Flügelschläge hören konnte. 
In Schachteln futterten sich bunte Raupen satt, bis sie sich verpuppten und später in kleinen Kästen aus ihrem Kokon schlüpften. 



Schlüpfende Schmetterlinge

Danach fuhren wir in einen Nationalpark und wanderten zu einem kleinen Fluss, in dessen Gestein heilige Reliefs gemeißelt waren. 
Anschließend besichtigten wir den Tempel Banteay Srei mit seinen wunderschön detailreichen Reliefs aus rotem Stein. 

Somit beendeten wir die dreitägige Tempeltour und unseren Aufenthalt in Siem Reap. 

Bis bald und ជម្រាបលាឥឡូវ,
eure Ellie.

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