Heiligabend auf Koh Tao und unser Abschied von Thailand

Wenige Tage vor Weihnachten ging es für uns auf Koh Phangans Nachbarinsel Koh Tao. Wir hatten noch keine Unterkunft und besorgten uns deshalb zuerst ein Moped am Pier. Diesmal jedoch keinen alten Damenroller, sondern eine ordentliche Maschine! Diese Tatsache machte Krissi sehr glücklich und stellte sich im Nachhinein auch als überaus essentiell heraus, da fast alle Buchten nur über sehr (sehr) steile Schotterpisten zu erreichen waren. Ab zum Hauptort Mae Haad, in dem wir ein recht hübsches und günstiges Zimmer mit eigenem Bad fanden.
Danach machten wir uns ein Bild von der Größe der Insel, indem wir einmal bis ganz in den Norden und ganz in den Süden düsten.
Tags darauf rüsteten wir uns mit Schnorchelausrüstung und einer Karte aus und steuerten eine empfohlene Bucht im Osten an. Sprich, einmal quer über die Insel. Von Meeresspiegel auf der einen Seite über einen riesigen Berg zum Meeresspiegel auf der Anderen. Dementsprechend stießen wir relativ schnell auf Straßen mit weit über 20 Prozent Steigung. Obwohl "Straßen" auch schon ein sehr gut gemeinter Begriff ist. Viel mehr war es ein mit Löchern übersehter und Schotter bedeckter Betonweg. Immerhin schafften wir es fast problemlos bis auf die Bergspitze, sodass wir das Meer wieder sehen konnten. Und dann kam die eigentliche Herausforderung: wieder hinab. Fast senkrecht. Augen zu und durch war die Devise (also bei mir, Krissi als Fahrerin hatte ihre hoffentlich geöffnet!!!). Die Bremsen bis zum Anschlag, mit jedem Muskel angespannt, wagten wir uns in die Tiefe. Wir überstanden es und kamen adrenalingeladen unten an. Leider wurden wir für diese Anstrengung aber nicht belohnt, denn der Strand enttäuschte mit zu viel Müll, trüben Wasser und groben Kies 😐 Trotzdem legten wir uns kurz hin, um uns von der Fahrt zu erholen und Krissis Bremskrampf in den Händen wieder loszuwerden.
Der Rückweg war Dank unseres verlässlichen Hondas leichter als gedacht und wir verbrachten den Nachmittag an der traumhaften Shark Bay im Süden Koh Taos.
Feiner Sandstrand, Schnorchelmöglichkeiten und Blick auf Shark Island

Wenig überraschend regnete es Freitag mal wieder bis zum Nachmittag und wir brunchten ausgelassen in einem netten Cafe, bevor wir bei den letzten Sonnenstrahlen des Tages am Strand eine kleine Sandburg bauten.
Sonnenuntergänge in Mae Haad am Sairee Beach
Ursprünglich wollten wir am Morgen des 24. Dezembers den Sonnenaufgang von einem auf dem Berg gelegenen Aussichtspunkt ansehen. Aber als pünktlich um halb fünf in der Früh der Wecker klingelte, stellten wir ein wenig überrascht fest, dass es draußen noch komplett finster war. Logischerweise natürlich. Daran hatten wir jedoch bei der Planung nicht gedacht, ebenso wie die Tatsache, dass wir entsprechend im Dunklen die steilen Hänge hinauf fahren müssten. Und das ist schon tagsüber nicht ungefährlich. Letztendlich wollten wir nicht das Risiko eingehen, an Heiligabend womöglich im Krankenhaus zu landen und entschieden uns einstimmig fürs Bett.
Dann schliefen wir gaaaaanz lange aus, gönnten uns leckeres Mittagessen in einem Strandcafe und fuhren anschließend zur Nordspitze der Insel, an der wir einen tollen Blick auf die vorgelagerte Insel Koh Nang Yuan hatten. Außerdem eignete sich die Stelle hervorragend zum Schnorcheln und wir mieteten (niegelnagelneues) Equipment für den restlichen Tag.
Die fantastische Sicht unter Wasser, riesige Korallen und hunderte Fische führten dazu, dass wir fast vier Stunden am Stück im Meer verbrachten. Nämlich genau so lange, bis die Dämmerung anbrach und es langsam kühler wurde.
Koh Nang Yuan
Unser Schnorchelspot bei Abendsonne









Zum Sonnenuntergang schlichen wir uns dann noch heimlich in den Infinitypool des angrenzenden Resorts...

Nach einer Dusche zu Hause und kurzer Restaurant-Recherche fuhren wir in das Hafenstädchen zum Weihnachtsdinner im "The Whitening" (die weiße Einrichtung war dabei unsere Interpretation eines weißen Weihnachtens 😜). Mit Blick auf das nächtliche Meer und exotischen Cocktails ließen wir uns frischen Salat und Seelachsfilet auf Kartoffelpüree mit Dillsoße schmecken. Später in der Unterkunft skypten wir jeweils noch für ein Weilchen mit unseren Liebsten Zuhause und ließen unseren Heiligabend danach auf der Weihnachtsfeier am Strand enden.
Das Ganze war gleichzeitig so etwas wie der Abschiedsabend vom Meer und Thailand, da uns am ersten Weihnachtsfeiertag eine 14 stündige Reise nach Bangkok bevor stand.


Packen, Auschecken, Moped zurückgeben und ab auf die Fähre, die uns später zum Bus auf dem Festland brachte. Wir erreichten die Hauptstadt schon viertel drei in der Nacht und damit ganze drei Stunden eher als geplant. Trotz der Uhrzeit liefen auf der anderen Straßenseite eine Menge schwarz gekleideter Thailändern herum. Vermutlich stellten sie sich am Grand Palace an, in dem der Sarg des Königs ausgestellt ist. 
Auch noch über zwei Monate nach Bhumibols Tod ist in der ganzen Stadt der einheitliche Dresscode in Schwarz erkennbar. Noch immer pilgern Scharen aus dem ganzen Land zum Palast, um für ihren König zu beten und ihm die letzte Ehre zu erweisen. Die unsterbliche Liebe und Loyalität ihm gegenüber machte uns jedes Mal aufs Neue sprachlos.
Der Weg zu unserem Guesthouse führte uns durch schmale, unbeleuchtete Gassen, bis wir plötzlich in Licht und Lärm und eine andere Welt hinaustraten. Ein Typ sprang uns in den Weg und schrie WELCOME TO KHAO SAN!
Was für eine nette Begrüßung 😊 Der Kerl war mit Sicherheit auf Drogen, denn wir befanden uns auf der berühmt berüchtigten Backpacker-Partymeile, bekannt für Exzesse, Alkohol, Billighostels, Bars, Kneipen und Clubs. Mit unserem Gepäck auf dem Rücken und total übermüdet, sahen wir zu, dass wir uns dort aus dem Staub machten. Glücklicherweise besaß unsere Unterkunft eine 24h Rezeption, sodass wir zeitnah in unsere Dormbetten fallen konnten.

Die Hitze in Bangkok ist unerträglich. In etwa so, als würde man sich beim Laufen permanent unter einer angeschalteten Dusche befinden. Bloß mit Schweiß statt Wasser.
Wir fuhren mit der Fähre zum Grand Palace, welcher von schwarz gekleideten Menschenmassen bevölkert wurde. Verständlicherweise hatten wir als Touristen nicht die geringste Chance einer Besichtigung, weshalb wir nur an der Palastmauer die Straße entlang liefen. Überall waren Stände aufgebaut, an denen kostenlos Essen und Trinken an alle (!) Vorbeikommenden verteilt wurde. Dort trafen wir auch die alleinreisende Tanja, die sich uns für den Tag anschloss. Während wir gemeinsam einen Tempel besichtigten, riss ihr Schuh und die Mission des Tages war gefunden: Neue Flip Flops für Tanja. Doch es war wie mit allen Dingen, die gesucht und dringend benötigt werden. Man findet sie nicht. Wir landeten auf einem indischen Basar, an etlichen Souvenirshops, in Gemüse-/Fisch- und Blumenmärkten. Doch nirgendwo waren Schuhe in Sicht. Und das in Bangkok! Geschlagene zwei Stunden waren wir auf der Suche, ehe wir dann doch ein paar (hässliche) Badelatschen ausfindig machen konnten. Tanja kaufte sie sich, weil keiner von uns mehr Energie hatte und es nicht wirklich viel Auswahl gab. (Kurz darauf liefen wir plötzlich an unzähligen Schuhläden vorbei...)
Wir verabschiedeten uns am Abend von ihr und sie fuhr mit vielen, viiiiiieeeeelen genialen Thailand-Tipps von uns nach Chiang Mai. 😎
Dieser Polizist half uns bei der Suche nach einer Fähranlegestelle :-)

Wat Arun

Flower Market. Der einzige Ort in der Stadt, an dem es gut riecht.


Am nächsten Tag ging die Suche weiter. Diesmal standen jedoch keiner Treter auf dem Plan, sondern ein Kamerakabel für Krissi. Wir machten uns auf den Weg und sahen eine Menge alter, original thailändischer Linienbusse herumbrettern. 
"Mit dem will ich fahren!" legte Krissi fest. Also erkundigten wir uns an einem Touristenschalter. 79 fährt zu den Einkaufszentren. Uns wurde zwar ans Herz gelegt, aufgrund des Staus lieber ein Taxi zu nehmen, aber wenn wir hier eine Sache mehr als genug haben, dann ist es Zeit. Von daher war uns das herzlich Wurst.
Im nächsten Moment knatterte auch schon die 79 an uns vorbei und wir hetzen hinterher. So viel zum Thema Zeit. 
Beim Rennen brüllten wir ein paar Einheimischen fragend "Ticket????????!" entgegen, die nur "Inside Inside!!!!!!" zurück riefen. Einer von ihnen hielt sogar den Bus kurz auf und wir stolperten hinein. Ein wenig irritiert schauten uns die vielen Insassen an, ehe sich auch schon die Fahrkartenfrau zwischen den Leuten durchdrängelte. Wir bezahlten ein paar Cent und wurden an der richtigen Haltestelle ans Aussteigen erinnert. Tatsächlich waren wir auf der Straße übrigens so ziemlich die Einzigen, die (an all den Taxis vorbei) vorwärts kamen.
In der ersten Mall fanden wir zufällig und in verdächtiger Rekordzeit einen Olympuskamera-Laden. "Excuse me, do you have a charger?"
Schüchterne Blicke.
Wir deuteten auf die Kamera und deren Akku.
Kopfschütteln. "Don't have, go there"
Die Mitarbeiter schickten uns ins Nebengebäude, in welchem sich das beschriebene Szenario öfter wiederholte, als uns lieb war. Schlussendlich pendelten wir zwischen drei großen Einkaufszentren hin und her, wurden von einem Laden in den nächsten geschoben und hatten schon in gefühlt ganz Bangkok nach einem Ladekabel von Olympus gefragt.
Niemand wollte uns eines geben, geschweige denn verkaufen.
Siam Discovery Mall
Doch damit der Tag nicht völlig frustrierend endete, hatten wir zwischendurch ins Bangkok Art and Culture Center geschaut. Die gesamte Galerie war (selbstredend) dem verstorbenen König gewidmet.

"Today, many people think there is no miracle. 
But one says we already had miracle for 70 years.
-Forever be our king-
October 13, 2016"
Tausende kleine Instagrambilder zu Ehren Bhumibols

Auch auf dem Rückweg bevorzugten wir die authentische Bus-Variante. An der Haltestelle wartend sprach uns aus heiterem Himmel ein Mann an und erklärte, in welche Linie wir einsteigen müssten. Ach, wie werde ich die Thailänder vermissen ❤

Auf dem Weg in den Schlafsaal observierte ich einen mit allerlei Schnickschnack gefüllten Korb, den ich schon am Vormittag gesehen hatte. Über ihm war ein kleiner Zettel angebracht, der den sogenannten Travel-Exchange erklärte. Dinge, die du nicht mehr brauchst, legst du hinein und wenn du etwas Nützliches darin siehst, kannst du es mitnehmen. Ich entdeckte ein schwarzes Kabel und sah mir den Stecker genauer an. 
"Krissiiiiiii..."
...
...

....
Dann sah sie, was ich sah. Ein Olympuskabel. Und es passte.
Tag gerettet.
Am Abend packten wir dann nur noch die Rucksäcke, da unser Wecker schon um 3:45 Uhr klingeln würde. Das Nachtleben in der Khao San Road sparten wir uns also für den nächsten Besuch hier auf.

Fazit aus Thailand
Hier stinkt es fast immer. Aber ich liebe es trotzdem. Das Essen (Pad Thai und Curry❤) vor allem! Und die frischen Fruchtsäfte! Lange Busfahrten durch das Hinterland, abenteuerliche Rollertouren, die Landschaft,  der tiefgrüne Dschungel, die Kultur, die TukTuks, die allgemeine gute Laune überall, der respektvolle Umgang der Menschen miteinander, die unendliche Liebe für den verstorbenen Bhumibol, die ständige Hilfsbereitschaft und das entspannte Reisen an sich. 
Schon über fünf Jahre stand Thailand auf meiner Top-3-Reiseliste und ich kann nun sagen, dass meine Erwartungen mehr als erfüllt wurden. Der Süden mit seinen palmengesäumten Inselchen, perfekten Sandstränden, Affen, Longtailbooten. Der Norden mit seinen Bergen, Ruinen, Tempeln, Mönchen. Zwei Monate hier und es gibt doch so viele Orte, die wir nicht geschafft haben. Ich komme wieder! 

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