Wo die Andamanensee am schönsten ist und der Vollmond am hellsten scheint

Kurz bevor wir am Donnerstagmorgen von Koh Lanta abreisten, bezahlten wir unserem Vermieter endlich all die entstandenen Schulden und ließen uns mit der Fähre nach Koh Phi Phi bringen. Uns erwartete eine kleine, mit Backpackern vollgestopfte, aber sehr hübsche Insel. Es war der erste Ort, für den wir keine Unterkunft im Voraus gebucht hatten und so liefen wir zunächst durch die gut besuchte Fußgängerzone. Auf die Empfehlung eines hilfsbereiten Mädchens hin fanden wir recht schnell ein Hostel für umgerechnet 6,50€ (!!) pro Dormbett. Total überteuert für thailändische Verhältnisse, aber so ziemlich das Billigste in der Gegend. Wir ließen den Tag am Strand ausklingen. Beziehungsweise im badewannenwarmen Meerwasser, in dem wir mehrere Stunden am Stück verbrachten. Es war einfach zu schön!
Abends lernten wir Grace aus den USA kennen, mit der wir zum Rooftop Cinema einer Bar gingen. Danach starteten wir gemeinsam in das abenteuerliche Nachtleben, inklusive Feuershows, Livemusik, Party am Strand, Barfußtanzen im Sand und vielen, vielen neuen Bekanntschaften aus aller Welt.

Am nächsten Morgen checkten wir aus, da wir auf der anderen Seite der Insel übernachten wollten. Nach ein paar Schritten erklärte uns ein Franzose in perfektem Deutsch, dass es keine "andere Seite" gibt. Zumindest nicht mit Gebäuden. Das kleine Village war im Prinzip schon ganz Koh Phi Phi. Das bedeutete: keine Straßen, keine Autos, keine Mopeds. Nur die Fußgängerzone mit den vielen kleinen Läden, Restaurants, Bars und Tauchschulen. Schwere Lasten wurden mit einer Art großen Schubkarre transportiert, in der ich mich auch ganz gerne mal von Krissi rumfahren lassen wollte. Heimlich natürlich, aber das kam leider nicht zustande.

Wir nahmen uns für die nächsten drei Nächte ein Privatzimmer und liefen zu den ausgeschilderten Aussichtspunkten hinauf. Dreihundert Stufen in der Mittagshitze sind schon eine kleine Herausforderung, wenn man die letzten Tage jede kleine Entfernung mit dem Roller zurück gelegt hat. Aber die hungrigen und zahlreichen Moskitos erlaubten uns keine Pausen, sodass wir nassgeschwitzt am ersten Viewpoint ankamen. Nachdem wir uns dort ein Weilchen akklimatisiert hatten, liefen wir zur zweiten, noch höher gelegenen Aussicht, die uns allerdings auch einen noch besseren Blick gewährte. Auch dort blieben wir für einige Zeit und zerflossen in der unfassbaren Wärme.
Viewpoint 2/3
Das obligatorische Touri-Bild darf natürlich nicht fehlen ;)
Auf dem Weg zum dritten Viewpoint
Ursprünglich wollten wir maximal drei Nächte auf Koh Phi Phi verbringen und danach zur Küste am Golf von Thailand reisen. In den vergangenen Tagen hatte es jedoch nicht nur in Koh Lanta heftig geregnet, sondern eben auch drüben auf den Inseln Koh Samui (nächstes geplantes Ziel), Koh Phangan und Koh Tao. So sehr, dass dort der Notstand ausgerufen und die Insel zum Katastrophengebiet erklärt wurde. Der starke Monsunregen verursachte knietiefe Überschwemmungen und tagelange Stromausfälle. Demzufolge verlängerten wir unseren Aufenthalt am indischen Ozean und warteten ab, bis sich die Lage ein wenig entspannte.

Am Wochenende genossen wir das pure Inselleben. Ausschlafen, spätes Frühstück, Wasermelonenshake am Meer, Tagebuch schreiben, frische Früchte als Snack, Entspannen am Strand, Pasta zum Mittag/Abendessen, Open-Air Kino, gute Livemusik. Was könnte besser sein?

Die neue Woche begannen wir mit einer gebuchten Tour zu den umliegenden Inseln in der Andamanensee. Das kostete uns ungefähr 10 € und wir besichtigten den Monkey Beach, die berühmte Maya Bay, eine atemberaubende Unterwasserwelt und die Pileh Bucht mit ihrem unfassbar türkisen Wasser.

Felswasser trinkende Babyäffchen 😍
(Bild von Krissi)

Die Maya Bay - Drehort für Leonardo Dicaprios Film The Beach 


Pileh Bucht


Die bewohnte Viking Cave
 Wir waren noch auf dem Meer, als bereits die Sonne unterging. Dann legten wir bei Dunkelheitseinbruch an einer kleinen Bucht an. Zusammen mit ein paar weiteren Ausflugsbooten warteten wir, bis es komplett finster war, um mit Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet ins mittlerweile schwarz gewordene Meer zu hüpfen.
Bewegte man sich nun, wurden unter Wasser viele kleine aufflammende Pünktchen erkennbar. Leuchtplankton!
Leider konnte ich davon keine Bilder machen, weil das Licht einfach zu schwach und die Planktonanzahl zu gering war. Stellt euch einen (kurzlebigen) Sternenhimmel unter Wasser vor, bloß anders eben. (Wer den Film The Beach kennt, weiß wovon ich rede😊)

Am späten Abend ging es Krissi plötzlich so schlecht, dass wir den Arzt riefen, der ihr aufgrund ihres Zustands sofort eine Infusion verpasste. Lebensmittelvergiftung. Es war sogar so schlimm, dass Krissi kaum mehr die Stufen des Hostels hinablaufen konnte.
"No Ploblem! Don't wolly, we have Wheelchair!"
Na ein Glück denken die Thailänder hier mit, dachte ich, bevor ich sah, was er mit Rollstuhl meinte. Es war eine der Transportschubkarren.
Das war ja wohl die Spitze des Reisbergs! Ich hätte sogar laut los gelacht, wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre.
Mittlerweile war es halb drei Nachts und wir bahnten uns den Weg durch das gröhlende Partyvolk zur Klinik. Als ich sie sicher auf der Krankenhausliege wusste, lief ich zurück um Pass und Krankenversicherungsnachweis zu holen. Was sich als sehr schwierig heraustellte, wenn es im Zimmer zappenduster ist und man die zwanzig anderen schlafenden Leuten nicht wecken möchte...
Auf eine Nacht am Krankenbett eingestellt und mit den wichtigsten Sachen begab ich mich auf den Weg zurück zum Doktor. Da saß ich nun. Mitten in der Nacht. Barfuß (da in Thailand vor dem Betreten eines Gebäudes/Raumes/Ladens/etc. immer die Schuhe ausgezogen werden müssen). Und total übermüdet, während der Arzt eine halbe Ewigkeit Krissis Daten in einen Computer eintippte. Ich klärte ein paar Sachen mit ihm und der Versicherung, bevor er mich zu unserer Patientin brachte.
Das Krankenhaus auf Koh Phi Phi ist so klein, dass es nicht wirklich über Übernachtungsmöglichkeiten verfügt und man stattdessen auf das gegenüberliegende Hotel ausweicht.
Ich fragte, in welchem Zimmer Krissi sei, als der Arzt und ich gemeinsam vor der Eingangstüre standen. Erschrocken sah er mich an.
I FORGOT THE LOOM!
Da rannte er auch schon in die Klinik zurück.
"I got the loom I got the looooooooooooooom" rief er dann über die Straße, mit der Zimmerkarte winkend und wie ein Honigkuchenpferd grinsend. Achja, die Thailänder.
Er zeigte mir das Zimmer und checkte Krissi kurz durch, bevor wir versuchten, ein wenig zu schlafen.

Eigentlich war am nachfolgenden Tag unsere Abreise geplant, die Unterkunft für die Nächsten vier Nächte gebucht und Fährentickets bereits gekauft. Zwar hatte der Doktor in der Nacht zuvor grünes Licht gegeben, aber am Morgen empfahl er uns lieber zu bleiben, da es Krissi nur minimal besser ging. Ich holte also unsere Rucksäcke aus dem Hostel, checkte aus, buchte unsere Fährtickets um und stornierte die Unterkunft für die kommende Nacht. No problemo!
Krissi war nicht wirklich in der Lage, irgendetwas zu tun, da sie noch immer am Tropf hing und so verbrachten wir den Tag im Hotelzimmer. Unser Arzt kam ab und zu vorbei, prüfte Krissi und erzählte uns ein paar witzige Geschichten über seine Familie, die thailändische Mafia und das Klonen von Menschen, während er bei uns auf dem Bett saß.

Am nächsten Tag war Krissi halbwegs fit, wurde von ihrer Infusion befreit und bekam einen ganzen Beutel voller Medikamente für alle Fälle mit auf den Weg. Mit Arzt, Hotel und Krankenkasse war alles geklärt und wir begaben uns zum Pier.
Auf dem Weg nach Koh Phangan im Golf von Thailand, also zur anderen Küste, mussten wir ein paar mal umsteigen und wurden von oben bis unten mit Aufklebern bedeckt. Aussteigen, Ticket vorzeigen, Sticker bekommen, in Bus/Boot einsteigen. Je nach Farbe und Anzahl wussten die Verantwortlichen dann, woher du kommst und wohin du gehst. Eigentlich ganz clever, wenn man selber dabei nicht so bescheuert aussehen würde :-)
Nach neunstündigem Unterwegssein erreichten wir am Abend endlich unser Guesthouse auf Koh Phangan. Im Dorm trafen wir auf ein paar deutsche Mädchen, mit denen ich später noch Essen ging und kurz den Ort erkundete.

Am nächsten Tag schliefen wir seeeehr lange aus und brunchten in einem nahegelegenen Restaurant mit Ina aus Stuttgart. Wir redeten über dies und das und jenes und natürlich über das Reisen (sie ist 19 und schon 15 Monate allein unterwegs!), bis es plötzlich schon wieder dunkel draußen war.
Und dann stand die Fullmoonparty an. Die legendäre Fullmoonparty am Haad Rin Beach, die jeden Monat bis zu 30 000 Menschen an den Strand zieht und schon seit mehreren Jahrzehnten Kult bei Backpackern ist.
Als es soweit war, war ich doch relativ enttäuscht von dem Event, weil wir gerade frisch von der Partyinsel Koh Phi Phi kamen und ich es hier noch größer und noch besser erwartet hatte. Im Endeffekt war es dann aber doch nur eine riesige Feier am Meer mit viel Neonfarbe, Alkohol aus Eimern und Leuten, die durch Feuerreifen und brennende Springseile hüpfen. Nicht mehr und nicht weniger. (Aber trotzdem besser als zu Hause!😜)

Früh am Morgen setzte der heftige Monsunregen wieder ein und hielt den ganzen Tag an. Ina verabschiedete sich abends in Richtung Kuala Lumpur und wir konnten nicht viel mehr machen als ausschlafen, essen, quatschen, ausruhen. Wenigstens ging es meiner Krissi endlich ein bisschen besser!
Der Regen wollte nicht aufhören und wir wechselten am übernächsten Tag die Unterkunft, sodass wir weiter im Norden wohnen würden.
Regen, Regen, Regen...

Sonntags blieb es dann doch trocken, sodass wir uns einen (leider sehr alten) Roller mieteten und spontan zum Phaeng Wasserfall im Nationalpark fuhren. Da wir nicht wirklich einen Plan hatten, watschelten wir in Flip Flops den (noch bebauten) Weg hinauf. Kurz ein paar Fotos knipsen und weiter geht es. So der Plan.


Nach dem ersten Wasserfall wollten wir auch noch die weiteren und den Viewpoint besichtigen und wanderten und wanderten und wanderten den Fluss immer weiter aufwärts. Selbst, als wir den Fuß des Wasserfalls erreichten, hatten wir noch nicht genug und kletterten auch noch diesen hinauf. Vielleicht nicht die klügste Idee in Flip Flops und nach den starken Regenfällen der letzten Tage, aber sehr schön (und nicht halb so gefährlich wie es klingt, Mama 😃).
How to hike properly 
Im Dschungel




Unser Weg = der Flusslauf

Weiter oben stießen wir auch wieder auf einen tatsächlichen Pfad, der uns zum Domsila Aussichtspunkt führte.
Über dem Dschungel


Wir beschlossen, am nächsten Tag zwei Buchten auf der anderen Seite der Insel anzuschauen und knatterten drauf los. Leider ist Koh Phangan jedoch sehr bergig, weshalb uns super steile Straßen und scharfe Kurven erwarteten. Damit hatte unser in die Tage gekommene Roller stark zu kämpfen und ich dachte das eine oder andere Mal, dass wir auf der Strecke liegen bleiben (beziehungsweise den Abhang rückwärts wieder herunter rollen). Aber wir haben es geschafft und sind unversehrt!

Thong Nai Pan


Auf dem Rückweg war ich heilfroh, dass unsere Bremsen auch wirklich richtig funktionierten. Zuvor hatten wir nämlich ein paar Geschichten gehört, dass Mopeds mit vorsätzlich defekten Bremsen vermietet werden, damit die Touristen später für den "Schaden" bezahlen. Gefährliche Unfälle werden dabei leider problemlos in Kauf genommen... bei uns ja zum Glück nicht!🍀



Frohe Weihnachten ihr Lieben und bis Bald,
Euer Weihnachtsmann

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