Von der Großstadt ins Dschungeldorf und zurück

Unsere Woche begann mit einem Ausflug in den Dschungel zum Bamboo Rafting. Zumindest mehr oder weniger, denn es dauerte uns circa vier Stunden, ehe wir endlich den Ausgangspunkt der Tour erreicht hatten.
Alles begann mit der Suche nach einem Taxi, das uns zum Fluss Mae Wang bringen konnte. Doch entweder verstand uns der Fahrer nicht oder ihm war der Weg zu unserem Zielort unbekannt oder verlangte einfach einen unverschämt hohen Preis. Ohne Christina hätten wir nach einer Stunde des erfolglosen Suchens aufgegeben, aber irgendwie schaffte sie es, uns ein Auto zu organisieren. Wir waren mittlerweile wieder im Gemeinschaftsbereich unseres Guesthouses und ich döste ein, während wir warteten... Als ich nach über einer Stunde wieder aufwachte, war der Fahrer immer noch nicht da. Angerufen. ("Whele ale you? No people hele! (...) Ooooooh I'm at the wlong Hostel! I'm coming!)
Wenig später tauchte er auf, entschuldigte sich in Thai-Manier vielmals und es ging los. Nach einer weiteren Stunde erreichten wir dann einen kleinen Shop namens Chai Lai Orchid, an dem wir rausgelassen wurden und unsere Rucksäcke ablegten. Dort hüpften wir dann auf die Ladefläche eines Trucks, der uns noch ein Stück weiter flussaufwärts fuhr.


Im Wasser erwartete uns bereits ein sieben Meter langes Floß, das aus mehreren dicken Bambusstielen und Seilen bestand.

Die Natur war bezaubernd und wir entdeckten nicht nur Schildkröten, sondern auch ein Dutzend Elefanten, die im Fluss gebadet wurden.
Eines der Elefantencamps am Fluss







Das Wasser war weniger reißerisch als erwartet und so schipperten wir gemütlich durch die Dschungellandschaft. Zwanzig Minuten lang. Dann war der ganze Spaß nämlich auch schon zu Ende.

Da wir für den Preis und Aufwand einfach viel mehr erwartet hatten, waren wir natürlich ziemlich enttäuscht. Hinzu kam, dass wir noch eine Stunde auf unser Taxi zurück warten mussten, welches wir dann auch noch mit vier verschwitzten Amerikanern und deren fetten Rucksäcken teilten.
Nicht das beste Erlebnis, aber schlimmer geht immer! Hier läuft eben auch nicht immer alles glatt und außerdem möchte ich euch ja nicht allzu neidisch machen 😉


Am Abend besuchten wir das Festival Loi Krathong (Festival of lights) in der Stadt. Loi bedeutet schwimmen oder schweben und Krathong bezeichnet ein kleines Schiffchen aus dem Stamm einer Bananenstaude, das auf vielfältige Weise mit Blüten, Blättern, Kerzen und Räucherstäbchen verziert wird. Setzt man das kleine Floß in den Fluss, geht ein Wunsch in Erfüllung und alle Sorgen und negativen Einflüsse werden mit weggeschwemmt. Außerdem zünden die Leute hunderte kleine Laternen an, die in den nächtlichen Himmel aufsteigen und wirklich, wirklich schön aussehen.

Die ganze Stadt ist auf den Beinen... 
Am Fluss angekommen, verloren wir Christina schon nach fünf Minuten in den Menschenmassen. Sie war zwar nicht allein, aber unauffindbar für den restlichen Abend. Krissi und ich machten das Beste daraus und setzten uns an das Flussufer, wo wir unseren eigenen kleinen Krathong schwimmen ließen und uns die vielen Lichter auf dem Wasser und im Himmel ansahen. Klingt romantischer als es tatsächlich war. Unsere Hauptbeschäftigung war eigentlich, nicht in den Fluss zu fallen, abgefackelt zu werden und insgesamt die vielen Menschen herum auszublenden. Das war gar nicht so einfach, denn uns umringten Chinesen, die sich gleich mal 50 Laternen besorgt hatten, um auch wirklich die besten Fotos machen zu können. Clickclickclickclick. Ohne Rücksicht auf Andere. Clickclickclick.
Die Laternen haben sie außerdem andauernd VIEL ZU ZEITIG losgelassen. Normalerweise wartet man ja, bis sich der kleine Ballon mit genügend heißer Luft gefüllt hat, damit er aufsteigt und nicht in die nächstbesten Menschen (Krissi und mich) kracht. (Oh toll, brennende blonde Mädchen! Clickclickclickclick)
Khom Loi - schwebende Fackel
Leider hab ich vor lauter Chinesen kein besseres Bild unseres Krathongs machen können...

Der Fluss Mae Nam Ping als Hauptort des Festes




Am folgenden Abend fand eine Parade statt, die wir jedoch nicht wirklich gut fanden. Insgesamt war das Fest aufgrund des verstorbenen Königs sowieso nicht so ausgelassen und stimmungsvoll wie in den vergangenen Jahren. Auch wir verzichteten (genau wie fast alle anderen Einheimischen) auf das Anzünden einer Laterne.




Nach einer Woche in Chiang Mai hatten wir genug gesehen und verließen die Stadt zu dritt in Richtung Norden. So jedenfalls der Plan. Wir standen an der Bus Station und wollten in das kleine Dschungeldorf Pai fahren. Mit dem öffentlichen Bus, den auch die Einheimischen benutzen.

"No Bus! Minivan! Minivan!!" sagten uns die Mitarbeiter des Terminals. Jedoch wussten wir mit Sicherheit, dass es eigentlich einen Bus gibt, der stündlich fährt. Wir fragten erneut nach. "No Bus! Buy ticket Minivan!"
"OKAY BUT WHY"
"No Bus dliver only Minivan"
Na gut, heute kein Bus für uns, sondern der doppelt so teure Minivan.
"Hello, three tickets to Pai please"
Die Dame am Schalter nickte und verriet uns, dass der nächste freie Van in dreieinhalb Stunden fahren würde... Allein hinter uns standen allerdings schon wieder genügend Pai-Leute für zwei volle Kleinbusse. Eheres Losfahren trotzdem nicht möglich. Ja gut, den nehmen wir. Unsere deutschen Pünktlichkeitserwartungen haben wir ja sowieso schon über Bord geworfen...
Die Wartezeit überbrückten wir in einem netten Coffeshop nahe der Haltestelle. Halb fünf ging es endlich los und wir pressten uns in einen äußerst unbequemen und kleinen Minivan (kein Vergleich zu den überraschend guten Bussen hier!).
Und wem bei der dreistündigen Fahrt mit exakt 762 Kurven nicht schlecht wurde, konnte beste Ausblicke auf und in den Dschungel genießen. (Ich hingegen verbrachte die ganze Zeit mit permanentem Kopfschütteln über die lebensmüde Fahrweise der Einheimischen: Es herrscht Linksverkehr, aber das ist uns egal. Die Straße ist ja breit genug, da können wir auch im zickzack fahren. Wenn uns doch Mal ein Auto auf der gleichen Spur entgegenkommt, weichen wir halt ruckartig aus und landen beinahe in den Bäumen.)


In Pai angekommen, fanden wir unsere am Fluss gelegene Unterkunft Dank Christina auch recht schnell. Wir wohnen hier in einer kleinen Bambushütte auf Stelzen, in die nicht mehr hineinpasst als unser Dreierbett. Vor der Tür noch eine winzige Terrasse mit Hängematte. Das war's. Alles total simpel, aber mehr brauchen wir im Prinzip ja auch nicht:-)

Nach den Strapazen der Anreise waren wir alle hungrig und gönnten uns das beste Essen der bisherigen Reise. Streetfood! Es war der Himmel auf Erden. Lasagne, Nudelsalat, Bacon-Käse-Brot, Cheese Spring Rolls, Brownies, Crepe, Maiskolben am Stiel...
Wir waren kaum zwei Stunden in der Stadt und schon hoffnungslos verliebt in Pai!
Nach einer vollen und lauten (aber trotzdem absolut liebenswerten) Stadt wie Chiang Mai war Pai mit seiner entspannten Hippieatmosphere genau das was wir brauchten. Am liebsten würde ich mein kleines Pai einfach jedem Einzelnen von euch zeigen, es ist SO schön hier!
Unser geliebter Nightmarket

Unsere geliebte Lasagne-Lady

Meine geliebte Kürbislasagne

... mit einem Nutella Strawberry Crepe als Dessert
Für unseren ersten Tag hatten wir eine kleine "Sight Seeing" Tour gebucht, bei der wir drei überraschenderweise die Einzigen waren. Der Fahrer holte uns kurz nach Zehn von der Unterkunft ab, drehte die Musik laut auf und brachte uns zu einer riesigen weißen Buddhastatue am Berg, die wir für eine halbe Stunde besichtigen konnten.




Der nächste Halt waren die heißen Quellen Sai Ngam:

Ein natürliches Flussbecken (statt eines Pools wie in Kamphaeng Phet😣) inmitten des Nationalparks, überall große Schmetterlinge und bunte Libellen, klares Wasser mit einer aushaltbaren Temperatur... Jaaaaaa, so hatten wir uns das vorgestellt.





Und während Christina schon wieder 30 neue Freunde fand, oberten wir ein wenig im Wasser herum😜
Nach einer Stunde rumlümmeln in den Hot Springs gab es Mittagessen auf einer Farm am Fluss.
Christina 😊






Danach zeigte uns der Guide einen Aussichtspunkt oberhalb eines chinesischen Dorfs, wo wir einen super Blick auf die umliegende Landschaft hatten.



Chinese Tea Time
Auf dem Weg zur nächsten Attraktion erkundigte sich unser Fahrer, ob wir Interesse an einem kleinen Obstgarten mit kostenloser Passionsfruchtverkostung hätten. Tss, was für eine Frage.


Wir bekamen Früchte und ein pinkes Erfrischungsgetränk in die Hand gedrückt und stiefelten den ausgeschilderten Weg entlang, ohne wirklich zu wissen, wohin er uns führen würde. War uns auch egal, denn wir sind ja richtige Abenteurer.

Der Pfad immer rutschiger, die Vegetation dichter, fanden wir uns schon bald im Halbdschungel wieder. Huch!
Ach ne, da vorne wieder ein Schild "Way up here".
Also kletterten wir entdeckungsfreudig den erdigen, sehr steilen Hang hinauf und schoben uns oben durch engen Felsen. Geschafft.
Vor uns: Gestrüpp.

Anscheinend doch nicht richtig hier. Also wieder zurück.
Der echte Weg befand sich in Wahrheit zwei Meter weiter hinten und führte uns zu einem winzigen Gipfel, von dem man die gigantischen Erdspalten der Beben 2008 und 2011 sehen konnte.


Es folgte die wunderschöne Bamboo Bridge über ein paar Reisfelder...







Die restliche Zeit zum (zugegebenermaßen unspektakulären) Sonnenuntergang verbrachten wir im Pai Canyon.







Samstag mieteten wir uns Roller und ließen uns von zwei amerikanischen Mädchen aus der Nachbarhütte einen der umliegenden Wasserfälle zeigen. Der Weg dahin war bezaubernd! Ananasplantagen, Reisfelder, Bananenstauden, Blumen und die hohen Berge ringsherum...

Der Wasserfall selbst stand dem natürlich in Nichts nach, denn man konnte auf den glatten Steinen wie auf einer Rutsche ins Wasser sliden. Krissi, die alte Wasserratte, war nicht mehr zu halten. (Buchstäblich, denn ein paar Minuten später rutschte sie mehr oder weniger freiwillig den hohen Abhang hinunter ins Wasserbecken. Dabei sah sie aus wie ein fallendes Pferd. Video vorhanden.)
Mir allerdings war das Wasser zu kalt und so entspannte ich ein bisschen im Halbschatten. Bis eines der Mädchen laut aufschrie und meine Mittagsruhe störte. Sie war aufgesprungen, weil sich ein kleines Tierchen aus dem Wasser zu ihr rettete. Es war eine Ratte. Ehe ich mich versah, hatte sich Krissi auch schon auf das nasse Ding gestürzt und versuchte es hochzuheben.
Natürlich wurde sie dabei gebissen. Von einer verängstigten, nassen Babyratte.
An dieser Stelle an Krissi's Familie: Macht euch keine Sorgen, der Biss an sich war halb so schlimm und ihr geht es bestens 😚
Selbstverständlich sind wir danach trotzdem so schnell wie möglich in das örtliche Krankenhaus gefahren. Dort haben wir etliche Stunden gewartet und wirklich gruselige Sachen gesehen. Ein halbtoter Mann, der sich auf irgendeinen engen Beifahrersitz quetschen sollte, ein Mädchen mit verdrehtem Bein, das gezwungen zu laufen, ein zur Hälfte mit Blut bedeckter Kerl, der vor unseren Augen genäht wurde... Geckos im "sterilen" Emergency Room... und nur ein einziger Doktor, der wohl kaum drei Jahre älter war als wir. Die Dame an der Rezeption verstand uns nicht.
"Scooter accident?"
"No, she got bitten by a rat"
"Car accident?"
"No a RAT" (Krissi ahmt Ratte nach)
"Hmmm NO accident???"
"NO"
Sie zeigte der Frau ihren mit Pflaster verarzteten Finger, die noch immer verständnislos mit den Achseln zuckte. Sie bedeutete uns zu warten, bis wir aufgerufen werden.
Letztendlich bekam Krissi ihre erste von fünf Aktiv-Tollwutimpfungen und Antibiotika für die nächsten Tage. Also alles gut 😅


Am nachfolgenden Tag schliefen wir aus, aßen super leckeres Frühstück und fuhren irgendwann gegen Mittag mit dem Moped zum Startpunkt einer Trekkingtour, die wir uns selber heraus gesucht hatten. Ziel: Wasserfall im Dschungel.

Der Ausgangspunkt
Die Tour startete im Fluss. Wir wateten eine Viertelstunde durch das golden schimmernde Wasser, bis uns schließlich eine wütende Kuhmama mit ihrem Baby den Weg versperrte. Also machten wir einen großen Bogen um die beiden, landeten auf einer blühenden Farm und stießen nach einer Weile wieder auf den richtigen Pfad. Über Stock und Stein, durch das Gebüsch und viel zu oft durch den Fluss, landeten wir schnell im tiefsten, dunkelsten Dschungel. Der Weg schlammig, steil und größtenteils nur noch zu erahnen. Wir waren schon über zwei Stunden unterwegs, als wir ein Schild erreichten, das uns mit "Danger, walk slow, many injuries on this way" warnte. Es gab außerdem eine weiter Stunde bis zum Wasserfall an. Ich könnte euch jetzt natürlich erzählen, dass wir todesmutig den gefährlichen Weg gemeistert, unterwegs gegen Tiger gekämpft und schlussendlich den schönsten Wasserfall der Welt entdeckt haben. Aber leider war das nicht der Fall, denn für eine weitere Stunde Wanderung allein zum Ziel war es schlicht und ergreifend zu spät. Da auch hier die Sonne schon halb sechs verschwindet, wollten wir auf keinen Fall einen Rückweg im nächtlichen Dschungel riskieren und beschlossen, Kehrt zu machen.




Auf dem Heimweg verbrannte ich mir noch heftig das Bein, als ich Christina mit ihrem umgekippten Moped helfen wollte. Das ist natürlich schmerzhaft und blöd, aber auch um mich braucht ihr euch keine Sorgen machen :-)


An den restlichen Tagen genossen wir einfach unser kleines Pai. Bummeln, Essen, Hängemattennickerchen... So lässt es sich leben.




Nach acht Tagen kehrten wir unserem kleinen Paradies den Rücken und begaben uns zurück nach Chiang Mai.
In Chiang Mai verbrachten wir die letzten vier Tage mit unserer Christina 💔
Einen davon beispielsweise beim Ziplining im Regenwald...

50 Meter über dem Boden hatten wir die besten Ausblicke in die Natur...


Riesige Spinnen und giftgrüne Schlangen haben bei unserem Abenteuer selbstverständlich auch nicht gefehlt;)
Zwar sahen wir dabei aus wie Idioten, aber wenigstens hatten wir suuuuuper viel Spaß
Der endgültige Abschied von Christina fiel schwerer als gedacht, da sie in den letzten Wochen wie eine große Schwester geworden war. 😞
In der Abendsonne verließen wir also Chiang Mai, Christina und den Norden des Landes. Next stop: Bangkok.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sri Lanka: Eine Perle im indischen Ozean

Xin Chao! - Vietnam im Schnelldurchlauf

Ab in den Süden!